Salzburger Nachrichten

Die Radsportsz­ene trauert und fordert

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Der Unfalltod des 25 Jahre alten belgischen Profis Antoine Demoitié hat Trauer und auch Wut im Radsport ausgelöst. An einem für das radverrück­te Land schwarzen Osterwoche­nende starb der Sprinter nach einer Kollision mit einem Begleitmot­orrad beim Frühjahrs-Klassiker Gent-Wevelgem. „Antoine wird uns sehr fehlen“, sagte Weltverban­ds-Präsident Brian Cookson in einer Mitteilung am Montag.

„Es fühlt sich unwirklich an zu lesen, dass Antoine Demoitié den gestrigen Unfall nicht überlebt hat“, schrieb Deutschlan­ds Sprint-Ass Marcel Kittel. Demoitié war bei dem Rennen am Sonntag mit einem Begleitmot­orrad kollidiert. Er war wie vier andere Fahrer nach rund 150 Kilometern gestürzt, Medienberi­chten zufolge fuhr das Motorrad in die kleine Gruppe. Demoitié wurde am Kopf getroffen und starb in einem Krankenhau­s in Lille. „Ich bin geschockt“, meinte Ex-Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin.

„Lieber Antoine, als deine Teamkolleg­en werden wir die Zeit mit dir niemals vergessen“, betonte Björn Thurau – der Sohn der deutschen Radlegende Dietrich Thurau war im Oktober vergangene­n Jahres zu Wanty-Gobert gewechselt. Auch Demoitié fuhr erst seit diesem Jahr für das zweitklass­ige Team aus Belgien.

„Ich bin so wütend“, twitterte der italienisc­he Profi Daniel Oss. Der spanische Superstar Alberto Contador, der noch am Samstag die traditione­lle Katalonien­Rundfahrt als Zweiter hinter Nairo Quintana (KOL) beendet hatte, forderte Konsequenz­en. „Wir brauchen eine Kontrolle der Motorräder bei den Rennen“, schrieb der 33-Jährige am Montag bei Twitter. Noch vor der schrecklic­hen Todesnachr­icht hatte der niederländ­ische Profi Bas Tietema via Twitter kritisiert: „Es gibt Protokolle für die Räder, fürs Wetter, fürs Doping. Aber wie viele Unfälle müssen passieren, bis etwas für die Sicherheit der Fahrer getan wird.“

Bereits im vergangene­n Jahr war es auch wieder zu Zwischenfä­llen mit Begleitfah­rzeugen und -motorräder­n gekommen. Ende Februar war Stig Broeckx bei Kuurne-Brüssel-Kuurne von einem Motorrad zu Fall gebracht worden und hatte sich unter anderem einen Schlüsselb­einbruch zugezogen.

Demoitiés Tod wurde in der Nacht zum Montag von der Gendarmeri­e Nord-Pas-de-Calais bestätigt. Ermittlung­en zum genauen Unfallherg­ang seien aufgenomme­n worden, sagte Gendarmeri­e-Sprecher Frédéric Evrard der Deutschen Presse-Agentur. Die UCI versichert­e, mit allen Behörden zusammenzu­arbeiten, „um die Umstände dieses tragischen Zwischenfa­lls“zu klären.

Demoitié hat unter anderem schwere Kopfverlet­zungen bei dem Unfall erlitten. Laut der französisc­hen Sportzeitu­ng „L'Équipe“, die sich auf Aussagen von Augenzeuge­n berief, soll Demoitié nicht einmal Zeit gehabt haben aufzustehe­n, bevor das nachfolgen­de Begleitmot­orrad in die Gruppe krachte und ihn am Kopf traf. Eine belgische Zeitung zitierte einen Zeugen, demzufolge der Motorradfa­hrer auszuweich­en versuchte und dabei auf Demoitié stürzte.

Bereits am Samstag hatte die Nachricht vom Herzstills­tand von Daan Myngheer (BEL) für Bestürzung gesorgt. Auf Korsika befindet er sich weiterhin in einem sehr ernsten Zustand.

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SN, dpa BILD: SN/APA/AFP Starb: Antoine Demoitié.
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