Nur auf die Wende zu warten ist zu wenig
Ein Konjunkturaufschwung kommt nicht von allein. Aufwärts geht es nur, wenn alle Wirtschaftsakteure bereit sind, etwas zu wagen.
Wirtschaftsaufschwung? Bitte warten! – Damit wäre die aktuelle Lage in Europa, aber auch in weiten Teilen der Welt kurz und knapp beschrieben. Der Konjunkturmotor läuft zwar, aber er stottert, so richtig auf Touren kommt er nicht. Die jüngste Nachricht aus Österreichs Nachbarland passt da leider gut ins Bild: Auch in Deutschland geht die Zeit rückläufiger Arbeitslosenzahlen ihrem Ende zu. Hinter dieser unerfreulichen Botschaft verbirgt sich kurioserweise eine positive Entwicklung. Weil der heurige Winter milder war als der vorige, ist die saisonale Arbeitslosigkeit im Winter nicht so stark gestiegen. Daher fällt die Belebung auf dem Arbeitsmarkt schwächer aus.
Es gibt gute Nachrichten, aber sie sind dünn gesät. So haben Banken im Euroraum zuletzt mehr Kredite vergeben als vor einem Jahr. Und in Japan ist der private Konsum überraschend gestiegen, wenn auch getrieben von Vorziehkäufen wegen bevorstehender Steuererhöhungen bei Zigaretten oder des Wegfalls von Subventionen für Mobiltelefone. Und ganz banal deshalb, weil der Februar heuer einen Tag mehr hat.
All das sind kleine Lichtblicke, aber sie reichen nicht, um die konjunkturelle Finsternis zu erhellen. Und so verhalten sich viele ruhig und warten. Aber worauf eigentlich? Es wird ihn nicht geben, den einen großen Impuls, der die Wende bringt.
Worin sollte der auch bestehen? Niemand hat das Zaubermittel, nicht die Notenbanker, nicht die Politiker. Die sind aktuell anderweitig beschäftigt. Sie versuchen, die Folgen der Flüchtlingskrise zu bewältigen. Dazu kommt der stets neu aufflammende Terror. Und es mehren sich Zweifel, dass das Modell vom Wohlfahrtsstaat Europa an seine Grenzen stößt.
Diese Mischung aus berechtigten Sorgen und diffusen Zukunftsängsten legt sich wie Mehltau über die Gesellschaft. Da wird sogar die Idee vom Helikopter-Geld ernsthaft diskutiert. Aber gegenwärtig könnte man die Menschen mit Geld zuschütten, ohne damit etwas zu erreichen. Wenn sie nicht darauf vertrauen, dass sie besseren Zeiten entgegengehen, horten sie es. So wie die Unternehmer, die derzeit nur dort investieren, wo es unbedingt notwendig ist.
Zwar tut sich in Nischen einiges, viele wagen sich in die Selbstständigkeit, versuchen etwas Neues, aber das reicht noch nicht für eine Aufbruchsstimmung. Und nur die kann den Umschwung bringen. Nur wenn sich alle – Staat, Unternehmer und Konsumenten – einen Ruck geben und etwas wagen, wird sich etwas bewegen. Das ist leichter gesagt als getan. Aber eines ist sicher: nur zu warten ist zu wenig.