Wohnen wird schneller teurer als alles andere
Die Häuserpreise entkoppelten sich 2015 von der Gesamtinflation. Mehr Wohnbau könnte die Preise entlasten, aber daran hapert es trotz günstiger Finanzierungsangebote.
Viele Menschen fahren in der Früh pfeifend in die Arbeit. Na ja, vielleicht summen sie auch nur, weil sonst die Kollegen glauben, sie sind meschugge. Noch immer sind erstaunlich viele Menschen optimistisch, gehen in ihrem eigenen Umfeld positiv an die Dinge heran. Doch fragt man nach den Aussichten für das Land und die Welt, greifen sie sich an den Kopf: „Oh Gott, nur noch Niedergang.“
Bemerkenswert ist, dass das in allen reichen Ländern so ist: Eine Umfrage des „Handelsblatts“zeigt, dass in den 20 führenden Staaten dieser Erde (G-20) nur die Menschen in den drei bevölkerungsreichsten, Indien, China und Indonesien, mehrheitlich optimistisch in die Zukunft schauen. Nur dort sowie in Russland und Argentinien glauben die Menschen daran, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden. Alle anderen hängen der Theorie an, am absteigenden Ast zu sitzen.
Optimismus herrscht also nur dort, wo es noch viel Armut gibt. Logisch, sagen die Moralisten: „Es ist eine Wohlstandskrise. Es geht uns viel zu gut.“Die Ideologen kontern: „Es ist eine Orientierungskrise. Man weiß nicht, wo- hin die Reise geht.“Die Gesellschaftskritiker werfen ein: „Es ist eine Krise von Politik und Medien. Sie schlagen Kapital aus dem Negativen und verzerren systematisch die Wirklichkeit. Denn das Schlechte lässt sich so viel besser verkaufen als das Gute.“
Wahrscheinlich haben alle recht. Faktum ist: Es ist eine psychologische Krise. Trotz der Flüchtlinge, der Grenzkontrollen, des Terrors und der Gefahr des Auseinander-Driftens der EU ist die Weltuntergangsstimmung im historischen Vergleich nicht gerechtfertigt. Haben wir vergessen, wie viel Elend und Hunger frühere Generationen auch bei uns erleiden mussten? Dass wir länger und besser leben denn je? Welche Möglichkeiten des Reisens, der Ausbildung und Entfaltung die heute Jungen im Vergleich zu früher haben? Dass weltweit noch nie so wenige Menschen durch Krankheit, Krieg und Hunger umgekommen sind wie heute? Dass mehr Menschen eine bessere Schulbildung haben?
Wer nüchtern auf die Fakten schaut, muss als Optimist durch das Leben gehen – pfeifend, summend oder sonst irgendwie.