Zur rechten Zeit ein Warnruf
Verloren, ohne eine Torchance zugelassen zu haben: Im Spiel gegen die Türkei passte für Marcel Koller und das ÖFB-Team nur das Ergebnis nicht.
WIEN. Kein Sportler verliert gern, und auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller betonte nach dem 1:2 im Test gegen die Türkei, dass ihn die Niederlage geärgert habe. In der Analyse des Spiels überwog aber das Positive, denn die Leistung der Österreicher war zweieinhalb Monate vor der EURO insgesamt durchaus ansprechend gewesen und es war gegenüber dem Spiel gegen Albanien in manchen Bereichen ein Fortschritt zu sehen. „Wir waren defensiv disziplinierter. Das war, was ich sehen wollte“, sagte Koller. „Alle haben nach der langen Pause wieder unsere Philosophie verinnerlicht. Wir haben gewusst, dass sie bei Standards sehr gefährlich sind, da haben wir zu viele Fouls gemacht.“
Ein solches Foul, das noch nicht einmal unbedingt zu geben war – so waren die Türken ohne eine richtige Chance zu ihrem ersten Tor gekommen. „Sie haben eigentlich gar keine gefährliche Situation kreiert“, stellte Kapitän Christian Fuchs fest. Umso frustrierender war das 1:2.
Einen Durchhänger könnte es in der „EUROphorie“der Fans geben, immerhin war das Stadion zwei Mal nur halb voll. Marcel Koller beunruhigte das nicht so sehr. Zudem sah er den ergebnismäßigen Dämpfer mit gequältem Lächeln sogar als eine Art Warnruf zur rechten Zeit: „Ich habe immer gesagt, dass wir nicht durch die EURO durchmarschieren werden. Das sind alles starke Gegner“, mahnte er Realismus in den Prognosen ein.
Die hohe defensive Disziplin wurde als das besonders Erfreuliche am Türkei-Test hervorgehoben. Hierbei verdiente sich besonders Martin Hinteregger gute Kritiken. Der Ex-Salzburger stand sicher, gewann viele Kopfballduelle und beteiligte sich am Spielaufbau. Nach durchwachsenen ersten Monaten als Legionär in Mönchengladbach hat Hinteregger im Dreikampf auf der Innenverteidigerposition mit Sebastian Prödl und Kevin Wimmer Punkte gesammelt.
Das Gesamtfazit aus 180 Testminuten gegen Albanien und die Türkei könnte lauten: Das Bewährte funktioniert immer besser, Experimente verliefen eher unbefriedigend. Allen voran machte sich Ramazan Özcan mit seinem Blackout, das zum 1:2 gegen die Türken führte, eine sonst gute Leistung im Tor zunichte. Robert Almer wird die unumstrittene Nummer eins zwischen den Pfosten bleiben.
Solide spielte Stefan Ilsanker seinen Part als BaumgartlingerErsatz. Der Halleiner hat freilich bereits Erfahrung mit der Rolle als Einspringer, nachdem er mehrfach für den verletzten David Alaba im Einsatz gewesen war. Er legt die Sechser-Rolle anders aus als Julian Baumgartlinger, ist mehr Abräumer als Aufbauer. Auf ihn wäre bei Bedarf Verlass.
Weniger überzeugend verliefen die Gastspiele von Guido Burgstaller und Rubin Okotie gegen die Türkei. Bezeichnenderweise waren sie beim schön herausgespielten Tor (Vorbereitung Marko Arnautovic, Abschluss Zlatko Junuzovic) nicht beteiligt. Vor allem Burgstaller wirkte bei seinem Startelf-Comeback nach zweieinhalb Jahren wie ein Fremdkörper.
Gedanken machte sich Innenverteidiger Aleksandar Dragovic darüber, dass in zwei Spielen nach einem guten Start nicht das hohe Niveau gehalten werden konnte: „Wir haben gegen Albanien und gegen die Türkei einen toten Gegner wieder aufgeweckt. Aber besser, es passiert jetzt als dann bei der EURO.“
Auch Marko Arnautovic, der in seinem 50. Länderspiel viel rannte und rackerte, sah mehr Licht als Schatten: „Die Mannschaft, die uns kaputt spielt, muss erst kommen.“Fortsetzung folgt, nach dem Trainingslager in Laax (22. bis 30. Mai) sind Malta (31. Mai in Klagenfurt) und die Niederlande (4. Juni in Wien) die letzten Probegegner.