Mörder von Journalisten kommen ohne Strafe davon
MEXIKO-STADT. Francisco Pacheco Beltrán, ein freiberuflicher Journalist in der schönen Ortschaft Taxco, wurde kürzlich von Unbekannten erschossen. Seine Mörder lauerten ihm früh am Morgen vor dem Haus auf und streckten ihn mit zwei Schüssen aus nächster Nähe nieder. Pacheco hatte gerade seine beiden Kinder zur Schule gebracht.
Der Journalist, der 49 Jahre alt wurde, arbeitete für mehrere Medien im südlichen Bundesstaat Guerrero. Aber hauptsächlich betrieb er seine eigene Nachrichtenseite „Pacheco Digital“, die auch eine Woche nach seinem Tod noch online war. Wer die letzten Artikel auf dem Newsblog liest, kann den Grund für Pachecos Tod finden. Er schrieb über Schießereien in der Touristenhochburg Acapulco, über die kaltblütige Hinrichtung zweier junger Männer in der Stadt Iguala und darüber, wie lokale Polizeikräfte versuchen, die Bürger zu erpressen.
Kurzum: Er beschrieb die Realität in Guerrero, dem gewalttätigsten Bundesstaat Mexikos. Und irgendwem muss Pacheco in seiner Berichterstattung zu nahe getreten sein. Irgendeinem Boss eines lokalen Drogenkartells oder irgendeinem korrupten Polizisten.
Pacheco ist der fünfte Reporter, der heuer in Mexiko sein Leben verloren hat. Laut dem „Barometer der Pressefreiheit 2016“von Reporter ohne Grenzen ist 2016 für Medienschaffende kein Land so gefährlich wie Mexiko. Weltweit starben bisher 14 Journalisten, gut jeder Dritte davon in Mexiko. In der zweitgrößten Demokratie Lateinamerikas droht Medienmachern seit Jahren Gefahr, wenn sie in ihrer Berichterstattung den Mächtigen im Land auf die Füße treten: dem organisierten Verbrechen und den selbstherrlichen Gouverneuren mancher Bundesstaaten oder auch nur den kleinen lokalen Kaziken.
Seit dem Jahr 2000 sind mehr als 90 Reporter, Fotografen und Landeskorrespondenten getötet worden. „Mexiko ist nach Pakistan und dem Irak der gefährlichste Arbeitsplatz für Journalisten auf der Welt“, sagt der Menschenrechtler Darío Ramírez. 98 von 100 Gewalttaten gegen Journalisten bleiben ungesühnt.