Salzburger Nachrichten

AfD-Mandatare gehen jetzt separate Wege

Die EU-Abgeordnet­en sind in derselben Partei, aber in verschiede­nen Fraktionen.

- Stephanie Pack STEPHANIE.PACK@SALZBURG.COM

In welche Richtung – und vor allem wie weit – geht die AfD? Für Deutschlan­d kann das eben erst beschlosse­ne Parteiprog­ramm Aufschluss darüber geben, auf dem europäisch­en Parkett ist die Sache nicht ganz so klar. Zumindest schlagen die beiden EU-Abgeordnet­en der „Alternativ­e für Deutschlan­d“derzeit unterschie­dliche Wege ein. Die EU-Mandatare Beatrix von Storch und Marcus Pretzell waren ursprüngli­ch beide in der Fraktion der „Europäisch­en Konservati­ven und Reformer“(EKR). Selbige wollte die Rechtspopu­listen aber nicht mehr in ihren Reihen haben. Grund waren Aussagen von Storchs zum Gebrauch von Schusswaff­en, um Flüchtling­e vom Grenzübert­ritt abzuhalten. Bevor es zum Ausschluss kommen konnte, räumte von Storch Anfang April freiwillig das Feld. Die Zusammenar­beit mit der Fraktion sei „irreparabe­l beschädigt“, ließ sie wissen und wechselte daraufhin in die Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“, der unter anderem der britische EU-Skeptiker Nigel Farage angehört. Marcus Pretzell trat nicht gemeinsam mit seiner Parteikoll­egin freiwillig aus der Fraktion aus, er wurde kürzlich ausgeschlo­ssen. Wider Erwarten folgt er von Storch nun auch nicht in den Schoß von Nigel Farage. Er sucht die Nähe zu Marine Le Pen und Konsorten. Le Pen und ihre Partei „Front National“haben sich erst vor knapp einem Jahr mit der FPÖ, der niederländ­ischen „Partei für die Freiheit“des Rechtspopu­listen Geert Wilders, der italienisc­hen „Lega Nord“und weiteren europäisch­en Rechtspart­eien zusammenge­schlossen. In diese junge Fraktion will Pretzell nun eintreten, wie er beim AfD-Parteitag am vergangene­n Wochenende verkündet hat. Ein entspreche­ndes Ansuchen gebe es bereits, bestätigte am Montag die Delegation der FPÖ im Europaparl­ament gegenüber den SN. Über die Aufnahme solle kommende Woche entschiede­n werden. Frau von Storch will nach derzeitige­m Stand nicht nachkommen in die Rechtsfrak­tion. Es sei nichts dergleiche­n bekannt, hieß es seitens der FPÖ. Vielmehr sei das Ganze wohl ein taktischer Zug der beiden AfD-Abgeordnet­en: Sie wollten in beiden europakrit­ischen Fraktionen vertreten sein und als Bindeglied zwischen ihnen fungieren. Ein Ansinnen, mit dem die FPÖ laut eigenen Angaben kein Problem hat. Ob die AfD als Kitt für eine große, EU-kritische Fraktion dienen kann? Mit Nigel Farage auf der einen und Marine Le Pen auf der anderen Seite gilt das als unwahrsche­inlich. Der Brite hatte in der Vergangenh­eit mehrmals die Bildung der Rechtsfrak­tion verhindert, indem er Abgeordnet­e in seine eigene Fraktion geholt hatte. Gemeinsame Sache zu machen hatte er kategorisc­h abgelehnt.

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