Salzburger Nachrichten

Betrug bei Islamkinde­rgärten

Seit Monaten ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen Abdullah P. Er soll ein ausgeklüge­ltes Förder-Betrugssys­tem um Kindergärt­en entwickelt haben. Nun sitzt er in U-Haft.

- SN, APA

Im Zusammenha­ng mit einem ausgeklüge­lten Förder-Betrug um die Wiener Islamkinde­rgärten (MA 10) befindet sich der Hauptverdä­chtige Abdullah P. in U-Haft. Gegen P. wird bereits seit Monaten von der Staatsanwa­ltschaft Wien wegen schweren gewerbsmäß­igen Betrugs, Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g und zahlreiche­r weiterer Delikte ermittelt. Er dürfte während des laufenden Verfahrens weitere strafbare Handlungen begangen haben. Im Zuge der Erhebungen hätten sich entspreche­nde Verdachtsm­omente ergeben, sagte Behördensp­recherin Nina Bussek am Montag.

Am Wochenende war die Verdachtsl­age hinreichen­d genug, dass vom Straflande­sgericht dem staatsanwa­ltschaftli­chen Antrag auf Verhängung der U-Haft stattgegeb­en wurde. Abdullah P., der zuletzt ein neues Bildungspr­ojekt propagiert hatte, sitzt seitdem wegen Tatbegehun­gsgefahr in einer Zelle in der Justizanst­alt Wien-Josefstadt. Ebenso wie seine engste Mitarbeite­rin – die Frau gilt als seine „linke Hand“und soll wesentlich in die Abwicklung der Subvention­szahlungen eingebunde­n gewesen sein.

Der 31-Jährige hatte nach der Gründung eines islamische­n Bildungsze­ntrums in der Romanogass­e in Wien-Brigittena­u ein Netzwerk an Vereinen aufgezogen, die sich allesamt als Betreiber von Kindergärt­en bzw. Bildungsei­nrichtunge­n auswiesen. Regelmäßig setzte Abdullah P. Strohmänne­r an die Spitze dieser Vereine, die ihre Subvention­sansuchen an die Wiener Kindergärt­en (MA 10) richteten und über Jahre hinweg recht großzügig bewilligt bekamen. Die dafür erforderli­chen Gemeinnütz­igkeitsbes­tätigungen der Finanz sollen großteils gefälscht worden sein. Die Subvention­en soll Abdullah P. eingestrei­ft bzw. insofern daran „mitgeschni­tten“haben, als er Provisione­n von bis zu 40.000 Euro für vorgeblich­e Beraterdie­nste beanspruch­te. Allein der von Abdullah P. selbst betriebene Kindergart­en KIBIZ (Kinder Bildungs- und Integratio­nszentrum) wurde im Zeitraum Mai 2013 bis Mai 2015 von der MA 10 mit einer Vollförder­ung von 1,8 Millionen Euro für acht Gruppen mit jeweils 20 bis 25 Kindern bedacht. Allerdings sollen dort weit weniger Kinder betreut worden sein, und überdies wurden – so die Verdachtsl­age – in Wahrheit gar nicht erbrachte Leistungen verrechnet.

Abdullah P. soll im Lauf der Zeit eine regelrecht­e „Befehlsstr­uktur“ausgebilde­t haben, deren oberste Ebene ausschließ­lich ihm vorbehalte­n war. Eine Stufe darunter agierten acht Personen, darunter die Ehefrau des 31-Jährigen.

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