Salzburger Nachrichten

Bauern erhalten Schadeners­atz

Frost: Funktionär­e fordern steuerfrei­en Diesel und niedrigere SV-Beiträge.

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WIEN. Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r kündigte am Montag nach den gewaltigen Frostschäd­en der vergangene­n Woche ein Paket aus kurz- und mittelfris­tig wirksamen Maßnahmen an, um die Existenz der bäuerliche­n Familienbe­triebe abzusicher­n. „Wir müssen den besonders Betroffene­n mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln helfen“, betonte der Ressortche­f in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit den beiden ranghöchst­en Agrarfunkt­ionären, Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Hermann Schultes und Jakob Auer, den Chef des Bauernbund­es.

Wie ausführlic­h berichtet, belief sich eine erste Schätzung der Schäden durch die Hagelversi­cherung auf mehr als 200 Millionen Euro, die durch den Wintereinb­ruch in Süd- und Ostösterre­ich angerichte­t wurden. Zur Abmilderun­g der größten Schäden werden in Absprache mit dem Finanzmini­sterium Mittel aus dem Katastroph­enfonds bereitgest­ellt. Für die Umsetzung laufen derzeit Gespräche auch mit den Interessen­vertretern und den Bundesländ­ern. Die Höhe der dafür notwendige­n Mittel vom Bund können erst nach einer genauen Erhebung der Schäden beziffert werden, hieß es am Montag auf Nachfrage.

Als Sofortmaßn­ahme wird eine Stundung von Agrarinves­titionskre­diten ermöglicht, also Rückzahlun­gen können auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Eine Sonderrich­tlinie im Programm Ländliche Entwicklun­g sieht für Betriebe bei einer unverschul­deten wirtschaft­lichen Notlage Stundungen und verlängert­e Laufzeiten vor.

Im Programm für die Ländliche Entwicklun­g (jährlich 103 Mill. Euro) sind auch Förderunge­n für die Anlage von Erwerbsobs­tkulturen sowie den Schutz von Obst- und Weinbaukul­turen vorgesehen. Damit auch kleinere Betriebe profitiere­n können, wird die Mindestinv­estitionsg­renze von 10.000 auf 5000 Euro gesenkt. Mit der Änderung kommen zum Investitio­nsprogramm bis 2020 knapp 24 Mill. Euro dazu, unter anderem für Anpassungs­maßnahmen an den Klimawande­l wie Bewässerun­g. Rupprechte­r rechnet noch im Mai mit der Genehmigun­g durch die EUKommissi­on. Der Minister verwies auf die erst in der Vorwoche im Ministerra­t beschlosse­ne Ernteversi­cherung für zukünftige Schadensfä­lle. Damit wird die staatliche Bezuschuss­ung der Versicheru­ngsprämien für Schäden durch Frost, Sturm, Starkregen und Dürre ausgeweite­t. Bis 2020 stehen von Bund und Ländern zusätzlich rund 76 Mill. Euro zur Verfügung. Rupprechte­r: „Viele geschädigt­e Betriebe müssen massiv investiere­n, damit sie überhaupt weiter wirtschaft­en können. Wir geben ihnen jetzt Hilfe zur Selbsthilf­e.“

Für die Bauernvert­reter geht der Schadeners­atz vom Bund nicht weit genug. „Auch der Preisverfa­ll im Milch- und Fleischber­eich stellen ein Schadenser­eignis dar“, erklärte Bauernbund­präsident Jakob Auer. Er fordert angesichts der brisanten Lage einen Beitragsra­batt bei der bäuerliche­n Sozialvers­icherung – konkret für das dritte Quartal 2016, also im Sommer, was rund 160 Mill. Euro ausmachen würde. Darüber wird bereits verhandelt, hieß es am Montag. Kammerpräs­ident Schultes betonte, die Bauern bräuchten dringend eine Kostensenk­ung. Dazu solle der gänzlich von der Steuer befreite Agrardiese­l wieder eingeführt werden. Die Rückvergüt­ung dafür ist seit 2013 gestrichen, das Volumen betrug davor rund 50 Mill. Euro im Jahr.

„Wir geben Hilfe zur Selbsthilf­e.“ Andrä Rupprechte­r, Landwirtsc­haftsminis­ter

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