Frisches Blut für den Meister
Red Bull Salzburg wird die österreichische Bundesliga weiter dominieren, die Attraktivität im Offensivspiel muss aber entscheidend erhöht werden.
SALZBURG. Der Meisterteller bleibt in den Händen von Red Bull Salzburg. Weiter geht es im Sommer damit einmal mehr in der Qualifikation zur Champions League, die für die Bullen am 12./13. Juli mit der zweiten Runde beginnt. Nach dem dritten Titelgewinn in Serie wollen Jonatan Soriano und Co. auch international wieder auf Kurs kommen. Und der Meister plant auch schon den nächsten nationalen Coup: Mit dem vierten Meistertitel würden die Salzburger den Rekord der Wiener Austria, die von 1978 bis 1981 vier Mal in Folge Österreichs Nummer eins war, einstellen.
Red Bull Salzburg wird auch in die nächste Saison als klarer Titelfavorit gehen. Wenn es die Rivalen schon in diesem Spieljahr nicht schafften, eine phasenweise schwächelnde Bullen-Truppe ernsthaft zu fordern, wie soll es dann in Zukunft gelingen, die Vormachtstellung zu brechen? Weder Rapid noch Austria Wien verfügen über die finanziellen Mittel, um ein Team aufzustellen, das Salzburg stürzen kann. Und beide Wiener Großclubs werden in der Transferzeit wieder ihre besten Spieler verlieren. Salzburg wiederum ist finanziell stark genug aufgestellt, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Trainer Óscar García werden seine Wünsche nach Offensivspielern zu einem großen Teil erfüllt werden.
Mit dem Angreifer von Grasshoppers Zürich, Munas Dabbur, sollen sich die Salzburger schon einig sein. Der Schweizer Club will aber mit dem Angreifer aus Israel, der auch Angebote aus europäischen Topligen vorliegen hat, noch das große Geld machen. Unter fünf Millionen Euro wird der 23-Jährige nicht zu verpflichten sein.
Mit Martin Hinteregger kehrt ein ÖFB-Nationalspieler wieder zu den Bullen zurück. Ob er jedoch noch einmal das Bullen-Leibchen tragen wird? Wohl eher nicht. Salzburg ist in der Innenverteidigung gut besetzt und Hinteregger sieht seine Zukunft auch im Ausland.
Da sich vom Red-Bull-Farmteam FC Liefering kaum ein Spieler richtig für den Profikader anbietet, sondieren die Bullen auch in Österreich den Markt. Der defensive Mittelfeldspieler Manuel Prietl von Mattersburg soll das Interesse geweckt haben. Trainer Óscar García fehlt in seinem Team ein groß gewachsener Mittelfeldspieler. Mit 1,87 Metern würde der 24-Jährige ins Anforderungsprofil passen.
Rapid-Linksverteidiger Stefan Stangl soll ebenfalls auf der Wunschliste des Serienmeisters stehen. Ob der 24-Jährige, den Rapid kaum unter drei Millionen Euro ziehen lassen wird, sich in Salzburg aber auch entscheidend durchsetzen kann? Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund erklärte dazu: „Er ist sicher ein interessanter Spieler, aber auf dieser Position haben wir nicht unbedingt Handlungsbedarf. Unsere Prioritäten liegen klar im Offensivbereich.“
Sollte es gelingen, die gewünschten Offensivspieler zu holen, dann wird es für die Konkurrenz enorm schwierig, den Meisterlauf der Bullen zu stoppen. Das gelang schon in der vergangenen Saison nicht, obwohl die Salzburger nach einem großen personellen Umbruch alles andere als brillant agierten. Wahrscheinlich war es nie einfacher, einen Titelgewinn von Red Bull zu verhindern. Warum es Rapid, Austria Wien, Sturm Graz und Co. trotzdem nicht gelungen ist, haben die SN analysiert.
Erstens: Weil die Bullen nach dem Trainerwechsel mithilfe von Óscar García mehr Konstanz in ihr Spiel brachten. Nur eine Niederlage kassierte der Meister unter dem Spanier. Rapid und die Austria, die vor Beginn der Frühjahrssaison noch gut im Rennen lagen, versagten in der entscheidenden Phase. Beide Wiener Großclubs kassierten peinliche Pleiten wie zum Beispiel gegen den Abstiegskandidaten Grödig. Rapid verlor wie die Austria bisher elf Spiele – zu viele, um die Salzburger zu ärgern. Zweitens: Unter Óscar García lernten die Bullen, dass man Spiele, die man nicht gewinnen kann, dann eben nicht verlieren darf. Zehn Mal remisierte der Meister auf unspektakuläre Weise, holte so aber enorm wichtige Punkte für den Titelgewinn. Da fehlte zwar oft die Attraktivität im Spiel, aber am Saisonende, wenn abgerechnet wird, heiligt der Zweck die Mittel.
Drittens: Weil die Bullen im Defensivspiel ihr bestes Halbjahr seit vielen Saisonen zeigten. Man stürmte nicht mehr ohne Rückversicherung in eine unnötige Niederlage. Dazu fanden die beiden Innenverteidiger Paulo Miranda und Duje Ćaleta-Car nach Startschwierigkeiten immer besser zusammen. Und mit dem Deutschen Alexander Walke stand im Tor des Meisters der beste Schlussmann der gesamten Liga. Routinier Walke (32) machte keinen entscheidenden Fehler – im Gegensatz zu den Torhütern der SalzburgVerfolger.
Viertens: Auch nach dem Umbruch verfügte Red Bull Salzburg noch immer über den in der Breite hochwertigsten Kader – und mit Naby Keïta und Jonatan Soriano die mit Abstand besten Spieler der Liga. Ohne die unzähligen Vorlagen und Tore des Offensivduos wäre der Titel kaum nach Salzburg gegangen.
Fünftens: Im eigenen Stadion war Salzburg kaum zu schlagen. Nur ein Mal, im zweiten Spiel der Saison Anfang August 2015, setzte es gegen Rapid eine Niederlage. Unter Óscar García gewann Salzburg 2016 alle Heimspiele. Dass dabei in manchen Fällen der spielerische Glanz fehlte, wird der Meisterparty am Samstag im Heimspiel gegen Sturm Graz keinen Abbruch tun.