Ein Märchen über die Wahrheit
Ein Buch von Forschern erzählt vom Klimawandel und seinen Ursachen.
WIEN. Beim Schulausflug auf den Potsdamer Telegrafenberg läuft Alice einem weißen Kaninchen hinterher – und rutscht in den Lüftungsschacht des Supercomputers eines Klimaforschungsinstituts. Es folgt eine Reise durch die virtuelle Welt der Rechenmodelle, vom tropischen Regenwald bis ins stille Eis der Antarktis.
So beginnt eine Veröffentlichung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, frei nach Lewis Carrolls philosophischem Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“. Mehr als 50 Wissenschafter des Hauses lieferten Hintergründe und Expertisen für das Buch von Margret Boysen. Die Autorin ist gelernte Geologin und leitet am PIK ein Programm, das Schriftsteller und Künstler zum Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft ans Institut holt. „Es war ein Vergnügen, die absurde Geschichte von Alice auf den Kopf zu stellen und dabei die Brücke zu einigen der spannendsten wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit zu schlagen“, sagt Boysen. „Carrolls Grinsekatze erklärte Alice nur, dass rechts und links egal sind: Wohin das Mädchen auch geht, wird sie auf Verrückte treffen. Die mathematisch-metaphorische Katze Zeta hingegen verrät Alice auch Wege, die aus der Katastrophe herausführen“, sagt die Autorin. Weil Logik und Lyrik allein jedoch nicht ausreichen, eine gefährliche Erderwärmung zu verhindern, sondern sie nur beschreiben, geht es im Buch von Boysen auch um Mitgefühl und Gleichgültigkeit: „Wir Menschen werden uns nur dann für das Richtige entscheiden, wenn wir uns auf das Schicksal anderer einlassen. So wie meine Alice.“