Umstieg in ein neues Leben
Vor eineinhalb Jahren schied der ehemalige Verkehrsdirektor der Salzburg AG unfreiwillig aus dem Unternehmen. Nach vielen Reisen ist der Herr der Züge und Obusse nun angekommen.
SALZBURG-STADT. Es ist ein Phänomen: Sobald Berufspolitiker aus dem Geschäft raus sind, scheinen sie wie neugeboren. Schlanker, mit weniger Falten und leuchtenden Augen. Das scheint auch bei ehemaligen Managern wie Gunter Mackinger der Fall zu sein. Eineinhalb Jahre nach seinem unfreiwilligen Abschied als Verkehrsdirektor der Salzburg AG erscheint der 59-Jährige sichtlich erschlankt, beschwingt und verjüngt zum Gespräch über sein neues Leben.
Der äußere Schein trügt nicht. Mackinger geht es gut. „So gut wie schon lange nicht mehr“, sagt er. Er fühle sich fitter, ja auch jünger. Es sei das zehrende Alltagsgeschäft, das bei Menschen in Führungspositionen Spuren im Gesicht hinterlasse. Seine Arbeit habe er seit dem Ausscheiden im Oktober 2014 keinen einzigen Tag vermisst, obwohl er sie gerne gemacht habe. Offiziell ist Mackinger noch bis zu seinem 62. Geburtstag im September 2018 in Altersteilzeit. Seinen Abgang bei der Salzburg AG, wo er Herr über Obus, Lokalbahn, Pinzgaubahn, Wolfgangseeschifffahrt, Schafbergbahn und Festungsbahn war und rund 700 Mitarbeiter unter sich hatte, will Mackinger nicht mehr kommentieren. Er habe diese Angelegenheit mithilfe seiner Frau, seiner Kinder sowie eines Coaches aufgearbeitet. Es nage nicht mehr an ihm.
Lieber spricht Mackinger über sein neues Leben als Sachverständiger im Eisenbahnwesen, als Konsulent und als Reisender. In den vergangenen Monaten verschlug es ihn unter anderem nach Feuerland, wo er mit der südlichsten Eisenbahn der Welt fuhr. Kürzlich war er in Ungarn, demnächst geht es wieder nach Osteuropa. Großteils per Bahn. Dort tauscht er sich mit dem Personal aus, begrüßt die vielen inte- ressanten Begegnungen, denen man in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht entkommen könne. So wie bei einer Zugfahrt in Kuba. „Da passiert es, dass der riesige Fisch des Sitznachbarn, den er eben gefangen hat, zur Hälfte auf meinen Oberschenkeln landet.“Ein anderes Mal habe er für einen Fahrgast eine Ziege gehalten, damit dieser die anderen Tiere einladen konnte, ehe der Zug losfuhr. „Das ist das echte Leben.“Andere Reisen führten Mackinger an Lieblingsorte wie Yukon in Alaska, Sarajevo, Schanghai, Bora Bora oder auf die Osterinseln.
Zurück in seiner Heimatstadt Salzburg kümmert sich Mackin- ger um sein umfangreiches Archiv mit Tausenden Aufnahmen von Eisenbahnen. Das älteste Bild, eine Postkarte, stammt aus dem Jahr 1959. „Damals bin ich mit meiner Tante zu einem Eisenbahnkongress im Festspielhaus gegangen.“Schon damals hatte ihn das Eisenbahn-Virus erfasst. Warum und wieso, weiß Mackinger heute selbst nicht mehr. „Ich weiß nur, dass mein Großvater, den ich nie kennenlernte, Eisenbahner werden wollte.“
Neben der Arbeit in seinem Archiv und den vielen Reisen ist Mackinger auch als Sachverständiger für das Eisenbahnwesen tätig, er hält Vorlesungen an Universitäten und ist Konsulent für Mobilitätsunternehmen. „Ich möchte nicht nichts tun. Es ist schön, dass mein Fachwissen noch gefragt ist.“
Doch nach getaner Arbeit winkt bereits das nächste Reiseziel. Die Liste der Orte, die Mackinger in den nächsten Jahren
„In Kuba landete ein riesiger Fisch auf meinem Oberschenkel.“