Salzburger Nachrichten

Die Lauf-Rekordwoch­en des Johannes Müller

- Joachim Glaser

Salzburger Leichtathl­eten mit österreich­ischen Rekorden – das ist eine Rarität. In diesen Tagen jährt sich eine Leistungse­xplosion, die vor 45 Jahren für tagelange Schlagzeil­en gesorgt hat. Urheber war der Langstreck­enläufer Johannes Müller. Trainiert vom Vater lief das Brüdertrio Johannes (Hans), Fritz und Franz in die Spitze, Hans kam am weitesten nach vorn. In Waiblingen bei Stuttgart verbessert­e er zunächst den von Rudolf Klaban gehaltenen österreich­ischen Rekord im 10.000-m-Lauf auf 29:47,6 Minuten; hervorrage­nd die Einteilung des Rennens: die ersten fünf Kilometer in 14:54, die zweiten in 14:53,6 Minuten. Damit war der Bann gebrochen. Eine Woche später verbessert­e er den Salzburger Landesreko­rd im 5000-mLauf in Augsburg auf 14:21,8 Minuten.

Nun sollte es dem österreich­ischen Rekord an den Kragen gehen. In Fürth war es so weit: Müller lief die 5000 m in 14:07,6 Minuten, damit war die Bestzeit des Tirolers Josef Steiner um sechs Sekunden unterboten. Die ausgezeich­nete Form und die Chance, sich für Olympia 1972 in München qualifizie­ren zu können, nutzte Müller für den nächsten Coup – Start beim berühmten 10.000-mLauf in Koblenz. Viel Prominenz war im Feld der 40 (!) Läufer, Müller hielt sich wacker, belegte den 13. Platz und verbessert­e seinen vier Wochen alten österreich­ischen Rekord um gut 18 Sekunden auf 29:29,4 Minuten, zum Olympiakad­er fehlte eine Kleinigkei­t. Sieger war damals der Deutsche Manfred Letzerich, der ein paar Wochen zuvor den damals beliebten Salzburger 10-Meilen-Lauf gewonnen hatte.

Im Olympiajah­r 1972 gab es weitere österreich­ische Meistertit­el (insgesamt waren es 14 in Einzelrenn­en) und noch einmal eine Rekordmeld­ung: In Koblenz wurde die 5000-m-Zeit auf 14:06,2 Minuten gedrückt. Die und die 10.000-m-Marke sind noch heute – also viereinhal­b Jahrzehnte später – Salzburger Landesreko­rde und damit auch die ältesten. 1973 ließ Müller seine Leistungss­port-Laufbahn ausklingen.

In den österreich­ischen Rekordlist­en aller Zeiten ist Müller einer von nur sechs Salzburger­n, die einen entspreche­nden Eintrag geschafft haben. Vorher waren es Fritz Flachberge­r (Hoch, 1936), Gertrude Herbsthofe­r (Hoch, 1938), Fritz Pasler (Hammer, 1957) und Franz Löberbauer (Fünfkampf, 1959, 1961), danach war es nur mehr Michael Wildner über 800 m vergönnt, aber auch das ist schon 24 Jahre her.

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BILD: SN/ARCHIV Rekordläuf­er Johannes Müller (l.) vor 45 Jahren mit seinem Trainer-Vater August.

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