Aus Glasperlenspiel entstehen Kunstwerke
SALZBURG. Mit Millionen Perlen und der Hilfe von Zulu-Frauen schafft die US-Künstlerin Liza Lou raumgreifende Installationen, die derzeit in der Galerie Thaddaeus Ropac berauschen. Die in Los Angeles aufgewachsene Künstlerin errang mit einer 16 Quadratmeter großen Küche ihren künstlerischen Durchbruch. Das Besondere daran ist der Werkstoff: Liza Lou reihte fünf Jahre lang winzige Glasperlen aneinander und fügte sie zu einer maßstabgetreuen Installation zusammen. Mittlerweile arbeitet die US-Amerikanerin im Kollektiv. In Südafrika hat sie ein Künstlerstudio gegründet, das es Frauen in den Townships ermöglicht, von Handarbeit zu leben. SN: Sie sind von der Kunstuniversität abgegangen, weil Ihr Professor die Arbeit mit Perlen nicht ernst nahm. Lou: Ich ging, weil ich bereits wusste, was ich wollte. Viele Künstler sind während der Ausbildung auf der Suche, bei mir war das anders. Aber es ist richtig, dass meine Arbeit damals oft nicht ernst genommen wurde. SN: War der Werkstoff zu ungewöhnlich? Das Material war als Kunst-Werkstoff nicht etabliert, was mich gereizt hat. Es hatte dieses ungenutzte Potenzial, nach dem jeder Künstler sucht. Bei Punkt null zu starten und nicht ausgetretenen Pfaden zu folgen. Mein Material ist in alten afrikanischen Traditionen verankert, aber nicht in der klassischen Kunst. SN: Woher kommt die Faszination für Perlen? Was mich am meisten fasziniert und was eine wichtige Rolle für mein Werk spielt, ist der Zeitaspekt – ein langwieriger, meditativer Produktionsprozess. SN: Also liegt Ihr Fokus auf dem Prozess? Meine Werke wurden zu Monumenten der weiblichen Arbeit. Die verrichtete Arbeit der Hausfrau ist vergänglich. Der Abwasch dauert nur kurz, der Kuchen wird aufgegessen. Es bleibt nichts zurück. Dieser Anonymität wollte ich eine Dauer entgegenstellen. Mein Geschirr in der „Kitchen“wird für immer gewaschen. Auch meine neue Installation, „The Waves“, die ich in Salzburg zum ersten Mal zeige, feiert die Arbeit und ist gemeinsam mit ZuluFrauen entstanden. SN: „The Waves“nimmt sechs Räume der Galerie ein und ist ausschließlich in Weiß. Weshalb diese Lust zur monochromen Arbeit? Diese Installation ist die Essenz von dem, was ich davor gemacht habe. Die gegenständliche Form und die intensive Farbigkeit früherer Arbeiten habe ich hier weggelassen, um das reine Gerüst meines Schaffens zu präsentieren. Die Musterung ergibt sich ungewollt beim Arbeitsprozess. Die Bewegung beim Fädeln hat etwas von einem Violinspiel. Ausstellung: Liza Lou, „The Waves“, Galerie Thaddaeus Ropac, Mirabellplatz 2, bis 16. Juli.