Hillary Clinton sieht sich als Steuerfrau der Weltmacht
Gegenüber dem Republikaner Trump führt die demokratische Kandidatin ihre Außenpolitik-Kompetenz ins Treffen.
Zum ersten Mal in seinem Leben werde er für einen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten stimmen, bekennt der Militärhistoriker Peter Mansoor von der Ohio State University. Auch Ex-General David Petraeus, der in den Kriegen des republikanischen Präsidenten George W. Bush in Afghanistan und im Irak eine maßgebliche Rolle gespielt hat, spricht von einer politischen Konversion. Er will nicht für den republikanischen Kandidaten Donald Trump stimmen, weil er ihn für zu gefährlich hält im Amt des US-Präsidenten.
Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton setzt laut „Washington Post“deshalb in ihrer Kampagne jetzt darauf, dass viele weitere Anhänger der Republikaner, für die die nationale Sicherheit ein Hauptthema ist, ebenso wie unabhängige, nicht einer der beiden großen Parteien zuneigende US-Bürger für sie stimmen werden, um einen Sieg Trumps bei den Präsidentschaftswahlen Anfang November zu verhindern. Solche Stimmen sind von großer Bedeutung für Clintons Argumentation, dass allein sie sich für die Rolle des Oberkommandierenden der Streitkräfte eignen würde.
In einer Rede in Kalifornien will Hillary Clinton heute, Donnerstag, ihre außenpolitischen Fähigkeiten besonders hervorheben und gleichzeitig ihren mutmaßlichen Wahlkonkurrenten Donald Trump als Gefahr für die nationale Sicherheit des Landes beschreiben. Der Kernpunkt ihrer Grundsatzrede: Die Vereinigten Staaten haben eine Ausnahmerolle im internationalen System gespielt und sie müssen es weiterhin tun, damit das Land sicher bleiben und wirtschaftlich blühen kann. Dies könnte ein Wendepunkt von Clintons Wahlkampagne sein: In den Vorwahlen stand die Außenpolitik nicht im Vordergrund. Sofern sie doch zur Sprache kam, war Clinton in der Debatte mit ihrem demokratischen Rivalen Bernie Sanders darauf bedacht, nicht allzu sehr als außenpolitischer „Falke“zu erscheinen. Je näher aber ein Hauptwahlkampf zwischen Clinton und Trump rückt, desto stärker dürfte es nach den Erwartungen der Demokraten um Fragen der Außenund Sicherheitspolitik gehen. Hier kann Hillary Clinton, die frühere Außenministerin, gegenüber dem Republikaner ihre weitaus größere Erfahrung und Kompetenz in weltpolitischen Angelegenheiten ausspielen.
Denn der erratisch wirkende Kandidat Trump stellt einen seit Jahrzehnten bestehenden Konsens in Washington infrage: Er will wirtschaftspolitisch einen protektionistischen Kurs steuern und sich in der Außenpolitik von Amerikas Allianzen abkehren. Dabei signalisiert in Umfragen nach wie vor eine große Mehrheit der US-Bürger Unterstützung für die NATO und das Bündnis mit Japan.
Die Außenpolitik könnte zum Trumpf für Clinton werden. Aber Grund für Euphorie hat die Demokratie deswegen kaum. Die „New York Times“stellt heraus, woher das Erstarken Trumps rührt: Überall zapften Rechtspopulisten wie er den Zorn von Globalisierungsverlierern an, die sich von der Elite im Stich gelassen fühlten.