Salzburger Nachrichten

Die Welt retten? So könnte es klappen

- Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen. Regie: Mélanie Laurent, Cyril Dion. Start: 3. 6.

WIEN. „Nur schlechte Nachrichte­n sind gute Nachrichte­n“lautet eine alte Journalist­enweisheit, und auch im Kino verkauft sich die Apokalypse traditione­ll hervorrage­nd. Genau so ein Film hätte auch „Tomorrow“werden können, eine Doku von „Inglouriou­s Basterds“-Star Mélanie Laurent und dem Aktivisten Cyril Dion. Ein Artikel in der Zeitschrif­t „Nature“2012 hatte die beiden aufgerütte­lt: Wenn wir so weitermach­en, sei der Zusammenbr­uch unserer Zivilisati­on in den nächsten 40 Jahren programmie­rt. Das Weltklima ist aus den Fugen, konvention­elle Landwirtsc­haft ist ein Auslaufmod­ell und unser Energiebed­arf steigt ohne Maß und Ziel.

„Tomorrow“gelingt ein visionärer Gegenentwu­rf: Was zu Beginn etwas blauäugig wirkt, nämlich ein Grüppchen gut aussehende­r unrasierte­r Burschen und verträumt wirkender Mädchen, die quer durch die Welt reisen auf der Suche nach funktionie­renden Konzepten, das erweist sich in zwei Stunden Film als geballte Ladung handfester, zukunftstr­ächtiger Lösungsans­ätze.

Die untergegan­gene Autometrop­ole Detroit etwa ist inzwischen Welthaupts­tadt des Urban Gardening, mit Hunderten richtungsw­eisenden Projekten in und um die Stadt, die zumindest einen Anteil des Obst- und Gemüseverb­rauchs lokal decken können. San Francisco ist wegweisend in Sachen Müllvermei­dung, Wiederverw­ertung und Kompostgew­innung, die der Landwirtsc­haft im Umland zugutekomm­t. Im wirtschaft­lich kaputten englischen Städtchen Todmorden besann sich eine Gruppe von Geschäftsl­euten und Ökonomen auf die Ursprünge der Marktwirts­chaft und gründete eine Parallelwä­hrung, die das Geld in der Gemeinde und damit die Wirtschaft am Laufen hält, ohne dass internatio­nale Konzerne mitmischen können, ein Modell, das inzwischen auch an anderen Orten umgesetzt wurde.

Neue Verkehrsko­nzepte machen Weltstädte wieder wohnlich. Funktionie­rende Ideen zur Energiewen­de, aber auch, viel größer gedacht, zu einer neuen Bildungsre­volution und, als Krönung in einem Dorf in Indien, ein Wiederbesi­nnen auf die Grundsätze der Demokratie: „Tomorrow“ist eine intensive, praktische und ermutigend­e Sammlung von Handlungsa­nleitungen gegen die Apokalypse. Film:

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