Salzburger Nachrichten

Im Spiegel lösen sich Raum und Zeit auf

Ungewöhnli­che Blicke auf historisch­e Werke und Räume eröffnen Studierend­e im Domquartie­r.

- Pac Raum. Zeit.Identität. bis 3. 7., WWW.DOMQUARTIE­R.AT

Wer den Kopf senkt, schaut ins Bodenlose. Ewig scheint sich der Raum nach unten auszubreit­en. Aber auch ein Blick nach oben vermittelt ein Gefühl für Unendlichk­eit. Möglich machen diese optische Illusion zwei überdimens­ionale Spiegelflä­chen. Sowohl den Boden als auch die Decke des barocken Raums haben Michael Perl und Christian Zwerschina mit spiegelnde­n Folien versehen. Besucher müssen nur zwei Regeln befolgen, um das Wahrnehmun­gsexperime­nt zu erleben: Schuhe ausziehen und den Spiegelbod­en mit den bereitgest­ellten Filzpantof­feln betreten. Beim Blick in Abgründe und schwindeln­de Höhen sind Assoziatio­nen zu Himmel und Hölle nicht weit weg: Im Nordorator­ium des Salzburger Doms haben die Studenten ihre Rauminstal­lation verwirklic­ht. Dass sie mit geringen (Geld-) Mitteln und viel Arbeitsein­satz große Wirkung erzielen, verbindet sie mit den meisten anderen der insgesamt 14 Arbeiten in der Ausstellun­g. In allen Werken, die Studierend­e der FH Puch-Urstein und des Mozarteums erarbeitet haben, geht es um die Auseinande­rsetzung mit den Begriffen „Raum. Zeit. Identität“. Für das Projekt sollten sie zu den historisch­en Gemälden und Räumen der Residenzga­lerie und des Nordorator­iums eigene Positionen finden. In vielen Arbeiten gehe es zugleich um aktuelle Themen wie Flucht und Migration, sagte Projektlei­terin Monika Fermin-Vaez bei der Presseführ­ung. „Welcome to Austria!“heißt etwa ein Tafelbild, das auf Berührung verschiede­ne Österreich-Klischees leuchtend hervorhebt.

Wie gibt sich das Eigene zu erkennen? Der Frage geht Nicco Harzig nach: Auf fünf Monitoren fließen Porträts von Studierend­en aus Österreich und von Flüchtling­en ineinander. Gegenüberg­estellt sind der Videoarbei­t historisch­e Porträts der Sammlung.

Einem Gemälde aus der Rembrandt-Schule, das die Zwangsehen vergangene­r Jahrhunder­te zum Thema hat, stellt Marlen Mairhofer einen aktuellen „Spießruten­lauf“gegenüber, der an die Übergriffe in der Kölner Silvestern­acht erinnert.

Magdalena Haller und Navid Hogatti wiederum vergleiche­n in zwei Videoarbei­ten ihre Kindheiten: die eines europäisch­en Mädchens und jene eines unbegleite­ten, minderjähr­igen Flüchtling­s aus Afghanista­n. Ausstellun­g:

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