Im Spiegel lösen sich Raum und Zeit auf
Ungewöhnliche Blicke auf historische Werke und Räume eröffnen Studierende im Domquartier.
Wer den Kopf senkt, schaut ins Bodenlose. Ewig scheint sich der Raum nach unten auszubreiten. Aber auch ein Blick nach oben vermittelt ein Gefühl für Unendlichkeit. Möglich machen diese optische Illusion zwei überdimensionale Spiegelflächen. Sowohl den Boden als auch die Decke des barocken Raums haben Michael Perl und Christian Zwerschina mit spiegelnden Folien versehen. Besucher müssen nur zwei Regeln befolgen, um das Wahrnehmungsexperiment zu erleben: Schuhe ausziehen und den Spiegelboden mit den bereitgestellten Filzpantoffeln betreten. Beim Blick in Abgründe und schwindelnde Höhen sind Assoziationen zu Himmel und Hölle nicht weit weg: Im Nordoratorium des Salzburger Doms haben die Studenten ihre Rauminstallation verwirklicht. Dass sie mit geringen (Geld-) Mitteln und viel Arbeitseinsatz große Wirkung erzielen, verbindet sie mit den meisten anderen der insgesamt 14 Arbeiten in der Ausstellung. In allen Werken, die Studierende der FH Puch-Urstein und des Mozarteums erarbeitet haben, geht es um die Auseinandersetzung mit den Begriffen „Raum. Zeit. Identität“. Für das Projekt sollten sie zu den historischen Gemälden und Räumen der Residenzgalerie und des Nordoratoriums eigene Positionen finden. In vielen Arbeiten gehe es zugleich um aktuelle Themen wie Flucht und Migration, sagte Projektleiterin Monika Fermin-Vaez bei der Presseführung. „Welcome to Austria!“heißt etwa ein Tafelbild, das auf Berührung verschiedene Österreich-Klischees leuchtend hervorhebt.
Wie gibt sich das Eigene zu erkennen? Der Frage geht Nicco Harzig nach: Auf fünf Monitoren fließen Porträts von Studierenden aus Österreich und von Flüchtlingen ineinander. Gegenübergestellt sind der Videoarbeit historische Porträts der Sammlung.
Einem Gemälde aus der Rembrandt-Schule, das die Zwangsehen vergangener Jahrhunderte zum Thema hat, stellt Marlen Mairhofer einen aktuellen „Spießrutenlauf“gegenüber, der an die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht erinnert.
Magdalena Haller und Navid Hogatti wiederum vergleichen in zwei Videoarbeiten ihre Kindheiten: die eines europäischen Mädchens und jene eines unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlings aus Afghanistan. Ausstellung: