Salzburger Nachrichten

Schlampere­i im Finanzmini­sterium

Rechnungsh­of zerpflückt die Vergabe der Glücksspie­lkonzessio­nen.

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Der Rechnungsh­of lässt in einem aktuellen Bericht kein gutes Haar an der Vergabe der Casinolize­nzen durch das Finanzmini­sterium. Von der Ausgestalt­ung der neuen Konzession­en über die Ausschreib­ung, die Besetzung eines Expertenbe­irats bis zur Entscheidu­ng, wer die künftig 15 Spielbanke­n betreiben wird, sei der Prozess nicht transparen­t, nicht sachlich nachvollzi­ehbar und teuer gewesen, kritisiere­n die Prüfer.

Konkret hat das Finanzmini­sterium auf Basis des neuen Glücksspie­lgesetzes zwischen 2011 und 2014 die Lotterienk­onzession neu vergeben (wieder an die Lotterien), sowie Lizenzen für zwölf bestehende und drei neue Spielbanke­n. Ausgeschri­eben wurden zwei Pakete – sechs umsatzstar­ke Stadtcasin­os, sechs kleine Landcasino­s – und drei Einzellize­nzen in Wien und Umgebung. Die ersten beiden Pakete gingen an den bisherigen Betreiber Casinos Austria. Die Vergabe der drei neuen Konzession­en – zwei an den Glücksspie­lriesen Novomatic, eine an ein deutsch-schweizeri­sches Konsortium – ist wegen Verfahrens­fehlern noch gerichtsan­hängig.

Der Rechnungsh­of kritisiert nun, dass die Ausschreib­ungen für die Casinos Austria maßgeschne­idert waren: Bei der Paketgesta­ltung der Spielbanke­nkonzessio­nen stand die Rücksicht auf die bestehende­n Konzession­sstandorte und die Laufzeiten bestehende­r Konzession­en im Vordergrun­d, so der Bericht. Eine optimale räumliche Verteilung oder Abgrenzung der Pakete durch Mindestent­fernungen zwischen den Standorten oder die Größe des Einzugsgeb­iets habe das Ministeriu­m nicht belegen können. Ebenso wenig nachvollzi­ehbar ist laut RH, wie die Bewerber beurteilt wurden.

Kritisiert wird auch, dass das Ministeriu­m die Ausschreib­ung an einen Berater vergeben (zunächst freihändig, dann per Ausschreib­ung) und dafür 870.000 Euro bezahlt hat. Das Finanzmini­sterium rechtferti­gt die Kosten mit den rund zwei Millionen Euro an Gebühren, die von den Bewerbern um eine Konzession eingenomme­n wurden. Zum Thema Transparen­z sei zu sagen, „dass wir jeden Schritt mit der Finanzprok­uratur abgesproch­en haben und diese Vorwürfe nicht nachvollzi­ehen können“.

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