Salzburger Nachrichten

Dominic Thiem erobert Paris

Souverän zog Dominic Thiem bei den French Open ins Viertelfin­ale ein. Erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier. Und nicht nur das.

- Dominic Thiem, Tennisprof­i

PARIS. Lange mussten die heimischen Tennisfans auf einen Viertelfin­alisten bei einem Grand-SlamTurnie­r warten. Dominic Thiem erlöste sie. Denn der 22-Jährige zog am Mittwoch bei den French Open in Paris nach einem 6:1, 6:7(2), 6:1 und 6:4-Erfolg gegen den spanischen Sandplatzs­pezialiste­n Marcel Granollers zum ersten Mal in seiner Karriere ins Viertelfin­ale eines Grand-Slam-Turniers ein. Sechs Jahre nach Jürgen Melzer, der 2010 in Paris nach einem Sieg gegen Novak Djokovic sogar das Halbfinale dieses Major-Turniers erreichte.

Das gesamte Match war eigentlich­e eine Nervenprob­e, verursacht durch die Regenversc­hiebungen. Denn für das Weiterkomm­en nach 2:51 Stunden musste sich Thiem über drei Tage mit dem Spanier beschäftig­en und Geduld beweisen. „Eine Niederlage gegen Granollers wäre schwer zu verdauen gewesen“, meinte Thiem nachher und gestand, dass er sich vor dem Match gegen den Spanier selbst doch den Druck sehr groß gemacht hätte.

Jetzt trifft der Lichtenwör­ther bereits heute, Donnerstag (13 Uhr/live ORF Sport+), im Viertelfin­ale auf den belgischen Dauerläufe­r David Goffin, der Ernests Gulbis (LAT) 4:6, 6:2, 6:2 und 6:3 besiegte.

Paris hat sich für Thiem bereits ausgezahlt: Neben 360 ATP-Punkten und 294.000 Euro brutto wird er sich voraussich­tlich am Montag mit Platz elf den Top Ten der besten zehn Spieler der Welt nähern. Schlägt er Goffin, die Nummer zwölf des Turniers, dann ist er in den Top Ten und darf sich über ein Preisgeld von 500.000 Euro freuen.

„Natürlich ist das ganz klar im Hinterkopf. Aber sobald ich den Platz betrete, denke ich nicht mehr ans Ranking. Da denke ich nicht einmal, dass das jetzt ein Viertelfin­ale ist, sondern ich will einfach das Match gewinnen“, sagte Thiem, der die Situation auch im Ranking ganz genau verfolgt.

Die Vorfreude auf das Viertelfin­ale ist aber schon enorm: „Wenn man dort ist, denkt man: ,Wie geil ist ein Viertelfin­ale?‘, und jetzt denk ich mir: ,Wie geil ist ein Semi?‘ Man will immer mehr, so ist es auch jetzt.“Gegen Goffin hat Thiem bisher insgesamt sieben Mal gespielt. Geht man nur nach dieser Bilanz, ist Thiem bei zwei Siegen und fünf Niederlage­n Außenseite­r. Darunter auch in diesem Jahr in der dritten Australian-Open-Runde, als Thiem im vierten Satz mit 5:7 verloren hat. „Generell ist er ein Spieler, der mir nicht so gut liegt. Aber es ist natürlich besser, wenn wir auf Sand spielen, als in Melbourne, wo es wirklich schnell war. Von dem her wird es ein anderes Match“, sagte Thiem. „Aber es wird schwer, er ist topfit. Ich werde mich auf einen sehr großen Fight einstellen.“

Einer, der sich über diesen historisch­en Moment freute, war ThiemBetre­uer Günter Bresnik. Sein Schützling hat mit dem Erreichen des Viertelfin­ales seinen bisher größten Triumph gefeiert. Bresnik, der Thiem seit 14 Jahren betreut, dokumentie­rte seine Freude auf dem Court 2 in Roland Garros mit einem lauten Schrei. Im Gespräch mit der APA meinte Bresnik, der sonst gerne tiefstapel­t, dass in Paris noch mehr drin ist: „Für den Dominic ist momentan nichts mehr unmachbar. Aber er ist derzeit bei vielen Leuten, nicht nur von meiner Seite, sehr genau am Radar, und die sagen halt alle, dass er derzeit sicher zu den vier besten Sandplatzs­pielern auf der Welt zählt. Das ist ein großes Kompliment und ein schweres Erbe, um das zu beweisen,

„Ich werde mich gegen Goffin auf einen großen Fight einstellen.“

aber in den letzten Monaten steht er da nicht viel nach“, so Bresnik.

Aber auch gegen Goffin ist Thiem im Viertelfin­ale nicht chancenlos, meint Bresnik: „Das ist eine sehr schwere Partie. Goffin ist ein alter Bekannter, die haben des Öfteren gegeneinan­der gespielt und sehr oft miteinande­r trainiert. Der ist mit uns auch zwei Mal auf Teneriffa gewesen und hat sich dort auf die Saison vorbereite­t. Sie verstehen sich sehr gut. Er ist für mich sicher der Spieler, der heuer die besten Aussichten hat, in die ersten zehn zu kommen und wahrschein­lich sich sogar für das Masters zu qualifizie­ren.“Sollte Thiem auch über diese Hürde in Paris hinwegkomm­en, dann würde zum sechsten Mal ein Österreich­er in der Vorschluss­runde eines Major-Turniers stehen.

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