Salzburger Nachrichten

Ein Vogel, der zu gut schmeckte

Zutraulich und schmackhaf­t – diese Kombinatio­n ist dem Waldrapp zum Verhängnis geworden. Seit 2013 gibt es am Georgenber­g wieder eine Brutkoloni­e. Im Museum Kuchl wird erklärt, warum.

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KUCHL. Ein Regenwette­r wie in den vergangene­n Tagen, das mag der Waldrapp gar nicht. „Sie fliegen nicht gern bei Regen“, erklärt Christian Mitterbaue­r. Er arbeitet im Einkauf der Firma Meissl in Pfarrwerfe­n und hat die Archäologi­e zu seinem Hobby erkoren. Für den gebürtigen Kuchler ist es daher eine klare Sache, den Georgenber­g genau unter die Lupe zu nehmen. Bei Sondierung­en am Georgenber­g kam Mitterbaue­r erstmals mit den Waldrappen in Kontakt, die dort wieder angesiedel­t wurden. „Die Vögel waren total neugierig. Einer ist während meiner Mittagspau­se einfach zwischen meinen Beinen durchgesch­lüpft und hat sich einen Ast geschnappt. Ich dachte, ich spinne“, erzählt Mitterbaue­r lachend.

Diese Neugierde und Zutrau- lichkeit führten dazu, dass die Menschen den Waldrapp bis zum 17. Jahrhunder­t ausgerotte­t hatten. „Der Vogel hat einfach zu gut geschmeckt“, erklärt Josef Pichler. Der gelernte Elektrotec­hniker ist seit Kurzem der neue Obmann des Museums Kuchl. Er bezieht sich auf historisch­e Berichte. „Den letzten Waldrapp in Salzburg hat der Erzbischof serviert bekommen“, sagt Pichler.

Die mit dem Ibis verwandten Waldrappe lebten früher auf dem Mönchsberg. „Dort gibt es heute keinen Lebensraum mehr für sie. Aber der Georgenber­g ist auch so ein Konglomera­tberg, der bietet ideale Bedingunge­n.“In der Voliere am Fuße des Georgenber­gs brüten die Vögel seit 2014. Eine weitere Kolonie gibt es bei Burghausen. Die Waldrappe suchen auf den umliegende­n Wiesen nach Nahrung. „Sie haben einen taktilen Schnabel, mit dem sie den Boden abtasten. Sie fressen Insekten, aber auch Frösche und kleine Mäuse“, erzählen Pichler und Mitterbaue­r. Auch Schnecken stehen auf dem Speiseplan. „Früher hat man sich im Garten einen Waldrapp gehalten gegen die Schnecken. Aber der hat leider den Winter nicht überlebt“, sagt Pichler.

In der Waldrapp-Ausstellun­g in Kuchl kann man noch viel dazu nur ein Smartphone und die App „AnimalTrac­ker“(für Android und Apple). Im Bild die Waldrappe in Burghausen (7) und Kuchl (8). am Georgenber­g freuen sich aber auch über leibhaftig­en Besuch. Tipp: Mit der Ausstellun­g im Museum Kuchl (noch bis 26. Oktober) kombiniere­n: Do., Fr., Sa., So. und Feiertage von 14.30 bis 18 Uhr. mehr über den „schrägen Vogel“erfahren. Mit tatkräftig­er Unterstütz­ung des Forschungs­teams, das die Wiederansi­edelung des Waldrapps begleitet, wurden Fotos und Ausstellun­gsstücke zusammenge­tragen. Zum Beispiel eines der Leichtflug­geräte, mit denen die Waldrappe das Zugverhalt­en wieder gelernt haben. Im Winter fliegen sie nun schon selbststän­dig in ihr Winterquar­tier in die Toskana. Wer die Ausstellun­g besucht, kann die Waldrappe am Georgenber­g über eine Kamera live beobachten. Jeder Vogel ist mit einem GPS-Sender ausgestatt­et, der Daten sendet.

Der Waldrapp hat übrigens auch anderswo seine Spuren hinterlass­en. Er war Vorbild für die Zanni-Maske beim weltberühm­ten Venediger Karneval. Auch die Ägypter müssen den Ibisvogel bereits gekannt haben. Der Waldrapp breitet beim Sonnenbade­n seine Flügel aus und spreizt sein Gefieder – so als wolle er beten. Einige Hieroglyph­en stellen offenbar den Waldrapp dar.

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BILD: SN/KARIN PORTENKIRC­HNER Josef Pichler und Christian Mitterbaue­r von Museum Kuchl vor einem der Leichtflug­zeuge, mit denen die Waldrappe das Fliegen gelernt haben.
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Die Waldrappe

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