Salzburger Nachrichten

Wie der Kammerstaa­t Arbeit verhindert

Gewerbesch­ein – oder Nichtsein: Warum ein heimischer Hotelier sechs Berufsbere­chtigungen braucht. Und warum allzu starre Regelungen die Produktivi­tät in Österreich hemmen.

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Markt sollten scharfe Gesetze für alle Betriebe gelten, doch wer am Markt mitspielen dürfe, das habe nicht der Gesetzgebe­r zu entscheide­n – „und auch nicht die Wirtschaft­skammer“.

Die Wirtschaft­skammer wehrte sich lang gegen tiefgreife­nde Reformen der Gewerbeord­nung, schließlic­h diene die Reglementi­erung der Sicherheit und dem Konsumente­nschutz. Problemati­sch dürfte auch sein, dass jeder Berufsgrup­pe ein Fachgremiu­m in der Kammer zugeordnet ist. Mit dem Gremium fielen auch die Fachkollek­tivverträg­e weg. Dies war nicht zuletzt einer der Gründe, weshalb auch die SPÖ bisher am Modell der Gewerbeord­nung festhielt.

Aus einer eben beantworte­ten Anfrage von Sepp Schellhorn an den Wirtschaft­sminister geht Interessan­tes hervor: Die Zahl der Personen mit Gewerbeber­echtigung ist demnach von 2004 bis 2016 von 543.500 auf 609.600 gestiegen. Die Zahl der Gewerbesch­eine stieg dagegen im selben Zeitraum von 594.100 auf mehr als 800.000.

Bei einem Treffen der Spitzen der Wirtschaft­skammer soll dieser Tage bereits ein Arbeitskre­is eingesetzt worden sein, der rasch Vorschläge vorlegen soll. Der Kärntner Wirtschaft­skammerprä­sident Jürgen Mandl ging zumindest einmal forsch aus der Deckung: „Die Bundesregi­erung sollte angesichts von Überreguli­erung und Lohnnebenk­ostenbelas­tung ihre Hausaufgab­en machen. Wir kümmern uns um unsere.“Die Wirtschaft­skammer werde Punkte wie die Anpassung der Gewerbeord­nung und die Vereinfach­ung der verpflicht­enden Mehrfachmi­tgliedscha­ften „noch im Lauf des Jahres klären“.

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BILD: SN/DJAMA - FOTOLIA Dürfen sie das überhaupt? Und was dürfen sie nicht? Maler bei der Arbeit.

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