Salzburger Nachrichten

Europa übt die Rolle des Vermittler­s

Insbesonde­re die Israelis sehen die Pariser Nahost-Konferenz mit reichlich Skepsis.

- SN, dpa

Die beiden wichtigste­n Männer sitzen Tausende Kilometer entfernt. Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu und der Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas sind nicht mit am Tisch, wenn heute, Freitag, in Paris über Frieden im Nahen Osten gesprochen wird. Von ihnen hängt aber wesentlich ab, ob die Initiative Frankreich­s eine Eintagsfli­ege bleibt oder tatsächlic­h Bewegung in den festgefahr­enen Konflikt bringen kann.

Trotz zurückhalt­ender Signale aus den USA und einer harschen Reaktion durch die Israelis hat Paris sich bis jetzt nicht entmutigen lassen. Man wolle sich mit der Situation nicht abfinden, betonte Außenminis­ter Jean-Marc Ayrault: „Ohne Frieden gibt es keine Sicherheit.“Paris weist mit Sorge auf die neue Gewaltwell­e hin: Seit September 2015 haben immer wieder Palästinen­ser israelisch­e Soldaten und Zivilisten mit Messern attackiert. Französisc­he Diplomaten beschreibe­n die Situation als Pulverfass – während die Welt auf Syrien-Krieg und Flüchtling­skrise blickt. Seit dem Scheitern der Friedensbe­mühungen von US-Außenminis­ter John Kerry 2014 herrscht Stillstand.

Nun sollen mehr als 20 Länder darüber beraten, wie man die Konfliktpa­rteien an den Verhandlun­gstisch bringen kann. Ziel ist, neben dem Nahost-Quartett (USA, Russland, EU, UNO) auch die weiteren UNO-Vetomächte, arabische Staaten und weitere Länder einzubinde­n. Just dieses Format ist Israel aber ein Dorn im Auge. Denn es fürchtet, in die Ecke gedrängt zu werden. Premier Netanjahu hat öffentlich immer wieder Unterstütz­ung für eine Zwei-Staaten-Lösung bekundet. Er lehnt jedoch die Pariser Initiative ab. Er will Verhandlun­gen allein mit den Palästinen­sern und wehrt sich gegen ein „internatio­nales Diktat“.

„Es besteht die Gefahr einer aufgezwung­enen Lösung, welche die für Israel sehr wichtigen Sicherheit­sinteresse­n nicht berücksich­tigen würde“, sagt auch die Politikwis­senschafte­rin Zilla Herschko von der Bar-Ilan-Universitä­t. Ohne direkten Dialog müssten die Palästinen­ser in dem Punkt keine Kompromiss­e eingehen, meint sie.

Ganz anders das Echo bei den Palästinen­sern – hier fürchtet man nach Einschätzu­ng von Experten bei direkten Gesprächen als Schwächere­r das Nachsehen. Entspreche­nd klar die Unterstütz­ung für Paris: Präsident Abbas äußerte die Hoffnung, dass eine internatio­nale Konferenz ähnlich wie die Gespräche im Atomstreit mit dem Iran zu einer Lösung führen könnte. „Wir haben 20 Jahre mit den Israelis verhandelt und nichts erreicht“, sagte Premier Rami Hamdallah.

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