Millionengeschäft gerechter Handel
SALZBURG. Jede dritte Rose und jede fünfte Banane in Österreich kommen bereits aus fairem Handel. 185 Millionen Euro gaben die Kunden 2015 für Fairtrade-Produkte aus, ein Plus von 24 Prozent. Starke Zuwächse von über 38 Prozent habe es vor allem bei Schokolade gegeben, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer Fairtrade Österreich. Große heimische Produzenten wie Heindl oder Manner mit der Casali SchokoBanane hätten auf Fairtrade-Kakao umgestellt. Umsatzmäßig konnten damit Schokoladeprodukte erstmals die Bananen überholen, die um zwölf Prozent zulegten. An dritter Stelle folgt mit Kaffee das Produkt, mit dem Fairtrade vor über 20 Jahren gestartet ist (siehe Kasten).
Insgesamt gibt jeder Österreicher damit im Jahr 21,50 Euro für Produkte aus fairem Handel aus. Weltweit liegt man damit hinter der Schweiz, England und Schweden an vierter Stelle. Potenzial nach oben sieht Kirner dennoch. „Nehmen Sie die Schweiz, dort gibt jeder fast 50 Euro für Fairtrade-Produkte aus, da haben wir noch Spielraum.“Und der Fairtrade-Anteil bei Kaffee oder Schokolade liege in Österreich weiter unter fünf Prozent. Das Interesse aber steige. „Die Österreicher haben generell ein Herz für Landwirtschaft“, meint Kirner, und damit für gute Produkte aus klein strukturierter landwirtschaftlicher Produktion. „Und unser Konzept, in Entwicklungsländern keine Almosen zu verteilen, sondern die Menschen fair zu behandeln, kommt gut an.“92 Prozent Bekanntheit und 90 Prozent Vertrauen hätten Umfragen dem Fairtrade-Siegel bescheinigt.
Probleme gebe es dennoch immer wieder. Fairtrade könne Kleinbauern in Entwicklungsländern zwar bessere Preise bieten, die Abnahme aber nicht garantieren. „Unsere einzige Chance ist, mehr Abnehmer zu finden.“Erst wenn Fairtrade-zertifizierte Bauern-Kooperativen zumindest 50 Prozent ihrer Ernte an weltweite Fairtrade-Abnehmer verkaufen können, würden sich die wirtschaftlich positiven Folgen für sie auch auswirken. Bei Kaffee sei das gelungen, bei Bananen liege man darüber, bei Kakao erreiche man den Wert knapp nicht. Sorgenkind sei die Baumwolle. „Die deutlich komplexere Produktionskette für Textilien mit vielen Schritten vom Baumwollanbau über Spinnerei, Weberei bis hin zur Näherei und die so entstehenden höheren Preise machen diesen Markt extrem schwierig“, erklärt Kirner. Zwei Drittel der Fairtrade-Produkte 1260 Tonnen Kakaobohnen, 3136 Tonnen Rohkaffee, 17.190 Tonnen Bananen und 43 Millionen Rosen aus fairem Handel wurden im Vorjahr in Österreich verkauft. Gegründet wurde Fairtrade Österreich vor 23 Jahren, dahinter stehen 26 Organisationen von katholischen Verbänden über die Gewerkschaft bis zu Bio Austria. Neben garantierten Mindestpreisen sollen zusätzlich bezahlte Fairtrade-Prämien Kleinstbauern in Entwicklungsländern ermöglichen, durch den Verkauf ihrer Produkte ihr Überleben zu sichern. Die Bauern müssen Sozial- und Umweltstandards einhalten, um nach dem Fairtrade-Siegel zertifiziert zu werden. Kinderarbeit etwa ist verboten. Ein Großteil der Prämien fließt in soziale Projekte, aber auch in die Verbesserung der Infrastruktur wie Wasseroder Stromversorgung. In Österreich wurden zuletzt 185 Mill. Euro mit Fairtrade-Produkten umgesetzt, 35 Prozent machte Kakao aus, 20% Bananen, 19% Kaffee, 8% Rosen, 7% Säfte und 6% Baumwolle. kommen aus Süd- und Mittelamerika, ein Viertel aus Afrika, der Rest aus Asien. Nur vereinzelte Projekte gebe es in den derzeitigen Krisenherden im Nahen Osten, wie etwa eine Rosinen-Kooperative in Afghanistan, sagt Kirner. „Gerade in Kriegsgebieten ist es unmöglich, unsere Strukturen aufzubauen und Kontrolleure für die Einhaltung der Standards hinzuschicken.“