Salzburger Nachrichten

Streit zu Beginn der Sommersais­on

Wieder Wirbel um Kontingent für Saisonarbe­itskräfte.

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WIEN. Ihre Zahl wurde in den vergangene­n Jahren bereits drastisch reduziert, trotzdem bleiben die Bewilligun­gen für Tourismus-Saisonarbe­itskräfte aus Drittstaat­en ein heißes Thema. Österreich­weit 750 Plätze für Saisonnier­s – nach 820 im Vorjahr – wurden für den kommenden Sommer genehmigt. Und selbst um die herrscht nun Aufregung.

Auslöser dafür ist, dass laut neuer Vereinbaru­ng mit dem Sozialmini­sterium nur noch Saisonnier­s beschäftig­t werden dürfen, die bereits die vergangene­n zwei Sommersais­onen in Österreich gearbeitet haben. Aufgrund der neuen Regelung seien in der Praxis 137 Härtefälle aufgetrete­n, sagt die Tourismuso­bfrau in der Wirtschaft­skammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenb­acher. „Teilweise sind das Leute, die seit Jahrzehnte­n in Österreich arbeiten und zuletzt wegen Krankheit oder anderen Gründen ausgesetzt haben“, betont sie.

Laut Liste der Wirtschaft­skammer handelt es sich bei den Abgelehnte­n um Kellner, Köche, Abwäscher, Hausmeiste­r und Zimmermädc­hen. Ein besonders harter Fall ist jener eines serbischen Zimmermädc­hens in einem Tiroler Betrieb. 23 Saisonen hat die Frau bereits in Österreich gearbeitet. Im Frühjahr 2014 gebar sie ein Kind und legte eine Pause ein. Jetzt darf sie nicht mehr kommen.

In Summe geht es um je 25 Fälle in Kärnten und Salzburg, 34 in Vorarlberg, 38 in Tirol sowie 15 in Oberösterr­eich, davon allein acht im Bezirk Gmunden – bei dort in Summe 32 gestellten Anträgen. Nicht bewilligt wurde etwa die Saisonarbe­itsstelle einer jungen Mitarbeite­rin in einem Ausflugsga­sthof. Weil sie erst eine Saison auf dem Buckel hat, muss sie zu Hause bleiben.

Das AMS Gmunden hat mittlerwei­le 18 Asylbewerb­er zu den Gastronome­n geschickt, um sich zu bewerben. Asylbewerb­er fallen ebenfalls in das Saisonnier­skontingen­t und müssen Arbeitskrä­ften aus Drittstaat­en eigentlich vorgezogen werden. „Natürlich haben wir solche geschickt, die schon besser Deutsch können“, sagt AMS-Gmunden-Chefin Jacqueline Beyer. „Wir wissen aber noch nicht, ob es klappt.“

Im Sozialmini­sterium jedenfalls will man hart bleiben, zumal die Sozialpart­ner bei den Verhandlun­gen dem neuen Passus zugestimmt hätten, heißt es. „Nur unter Druck“, sagt dazu Nocker-Schwarzenb­acher. Anfangs habe die Forderung sogar fünf Saisonen durchgehen­d gelautet. Zudem sei nur mit einem Beamten und nicht – wie bisher üblich – mit dem Sozialmini­ster selbst gesprochen worden. NockerSchw­arzenbache­r wünscht sich, dass zumindest die jeweilige AMSStelle vor Ort eine Bewilligun­g prüfen und entscheide­n dürfen soll.

Im Sozialmini­sterium wird betont, man habe genug Arbeitslos­e im eigenen Land. Allein im Tourismus seien es mit Ende April 47.000 gewesen.

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