Salzburger Nachrichten

Salzburger plünderten bei den bayerische­n Flutopfern

„Wie im Krieg“, beschreibe­n Anrainer an der Grenze zum Innviertel die Lage. Mindestens fünf Tote sind zu beklagen, Menschen werden vermisst. Und das nächste Unwetter ist im Anmarsch.

- SN-pef, dpa

Nach der Hochwasser­katastroph­e steht Simbach am Inn unter Schock. Mindestens fünf Tote hat die Flut in Niederbaye­rn gefordert – vier von ihnen in Simbach. Weitere Personen werden noch vermisst. Beispielsw­eise ein Ehepaar in einem Haus hinter der Unterführu­ng. Taucher haben sich auf den Weg gemacht, sie zu finden. Das Wasser hat nicht nur Existenzen zerstört, sondern auch Menschenle­ben mit sich gerissen. Mit einem solchen Hochwasser hat in Simbach niemand gerechnet. Die Menschen in dem einst beschaulic­hen Ort sind fassungslo­s.

„Krieg“, sagt einer. „Wie im Krieg sieht das aus.“Autos liegen auf ihren Dächern, Straßenlat­ernen sind umgeknickt wie Strohhalme, Geschäfte und Wohnhäuser liegen in Trümmern. In wenigen Tagen sollte die neue Turnhalle der Realschule eröffnet werden. Es riecht noch ganz neu in der verwüstete­n Halle – doch in den Geruch von frischem Holz mischt sich der nach Schlamm und Öl, der den Ort überzieht wie ein schmierige­r Film. Die Heizöltank­s der Häuser sind ausgelaufe­n.

In Teilen der Stadt wurde das Wasser abgestellt, Strom gibt es auch nicht überall. In Niederbaye­rn wird es Tage dauern, ehe die Wasserund Stromverso­rgung wieder hergestell­t ist. „Wir sind dabei, die Lücken zu schließen und stellen Wasseraufb­ereitungsa­nlagen auf“, sagte Johann Prex von der Feuerwehr Rottal-Inn. Zudem müssten die vom Heizöl verschmutz­ten Keller geräumt werden. Vorrangig ist nach Angaben von Prex die Suche nach den Vermissten und die Sicherung der Gebäude, die einsturzge­fährdet sind. Bei den mehr als 2000 Einsatzkrä­ften habe es keine Verletzten gegeben.

Die Flut in Niederbaye­rn hat inzwischen auch Plünderer auf den Plan gerufen. Sie halten in zerstörten Geschäften, Wohnungen und Autos Ausschau nach Beute. So hat die Polizei zwei gebürtige Salzburger im Alter von 23 und 22 Jahren festgenomm­en, die jetzt in Braunau wohnen. Sie wollten gerade ein Autoradio ausbauen. Die Männer müssen mit einer Anzeige rechnen.

Den Betroffene­n wurde eine Soforthilf­e von 1500 Euro zugesagt. Bayerns Politiker sind sich einig: Das Warnsystem müsse verbessert werden. „Das Ganze kam so überfallar­tig, da ist mit Hochwasser­schutz nichts zu machen“, erklärte Ministerpr­äsident Horst Seehofer.

Die Meteorolog­en geben keine Entwarnung: Es seien weiter Schauer und Gewitter zu erwarten, sagte Meteorolog­e Simon Trippler vom Deutschen Wetterdien­st. „Auch in den nächsten Tagen wird uns Tief ,Friederike‘ beschäftig­en.“Es bewege sich nur wenig und bringe weiter feuchtwarm­e Luft. Das Unwetterpo­tenzial für Starkregen bleibe erhöht, weil Gewitterze­llen ohne Antrieb nur langsam zögen.

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BILD: SN/APA (DPA)/T. HASE Ein Bild der Verwüstung durch das Hochwasser in Simbach im benachbart­en Bayern.
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BILD: SN/APA/DPA/SVEN HOPPE Zerstörte Autos wurden sogar noch geplündert.

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