Im modernen Salzburg steckt noch viel Tradition
Politische Stärkeverhältnisse und die Unterschiede von Stadt und Land haben sich in den vergangenen 200 Jahren nicht wirklich geändert.
Salzburg 1816: Das war ein von den Franzosenkriegen geschundenes und ausgeplündertes Land, das noch dazu seine Identität als Fürsterzbistum verloren hatte. Und in den folgenden Jahrzehnten änderte sich am wirtschaftlichen und politischen Trübsal wenig. Salzburg 2016: Das ist ein reiches und wohlbestelltes Land, trotz der Probleme, die es da und dort gibt. Ein Land, das seinen Platz in Österreich gefunden hat, bei allen Vorbehalten, die es gegen Wien gibt.
Aber nicht alles hat sich innerhalb der vergangenen 200 Jahre geändert. Vieles gilt noch immer. Etwa dass das Land, immer wenn es freie Wahlen gab, fast immer eine christlichsoziale Mehrheit im Landtag hatte. Bis auf wenige Jahre, in denen die Sozialdemokratin Gabi Burgstaller das Land führte, stand immer ein bürgerlicher Politiker, derzeit ist es Wilfried Haslauer jun., an der Spitze. Aber auch sonst haben sich politische Traditionen nur wenig verändert. So war etwa das nationale Lager im Bundesland immer stark. Auch wenn es derzeit einen besonderen Höhenflug erlebt, rund 20 Prozent der Stimmen konnten die FPÖ bzw. nationale Parteien in der Ersten Republik immer für sich gewinnen.
Geblieben ist auch, dass es deutliche Unterschiede zwischen der Stadt Salzburg und dem Bundesland gibt. So waren und sind in der Stadt Salzburg, seit es das allgemeine Wahlrecht gibt, die Sozialdemokraten immer die bestimmende Partei gewesen, während es außerhalb der Stadt meist die Konservativen waren. Auch heute wählen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Salzburg mehrheitlich Rot-Grün, das Land hingegen christlichsozial und freiheitlich. Und in der Stadt Salz- burg konnten sich auch die Grünen etablieren, während ihnen das in den wenigsten anderen Gemeinden des Landes Salzburg gelungen ist.
Viele andere Traditionen haben sich, wenn auch in abgewandelter Form, ebenso erhalten. So wird den Salzburger Landeshauptleuten immer wieder nachgesagt, dass sie in einer Art fürsterzbischöflichen Tradition stehen. Wobei eines sicher stimmt: Große Auftritte mit viel Gefolge waren vielen Landeshauptleuten jedenfalls nicht fremd.
Auch die Verehrung von Wolfgang Ama- deus Mozart hat in Salzburg seit rund 150 Jahren einen fixen Platz. Die Stadt Salzburg lebt bis heute gut von ihrem Genius Loci. Und auch die Salzburger Festspiele sind seit fast hundert Jahren eine fixe, kaum mehr wegzudenkende Konstante in Salzburg.
Wirtschaftlich ist das Land nach wie vor gespalten, so wie es eigentlich immer schon war. Im Salzburger Zentralraum gibt es große Handels- und Industriebetriebe und einen florierenden Fremdenverkehr. In den Gebirgsgauen ist es vor allem der Tourismus, der für Beschäftigung sorgt. Die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur macht sich auch bei den Einkommen bemerkbar. Diese liegen im Salzburger Zentralraum deutlich höher als in den anderen Regionen. Mit rund 3000 Euro brutto 14 Mal im Jahr verdienen die Arbeitnehmer im Flachgau am besten. Etwas niedriger liegen die Einkommen in der Stadt Salzburg und im Tennengau.
In den Gebirgsgauen sieht das vollkommen anders aus. Im Pinzgau verdienen Arbeitnehmer etwas mehr als 177o Euro brutto.
Österreichweit betrachtet ist Salzburg eine wirtschaftlich erfolgreiche Region. Das Land hat hinter Wien das größte Pro-Kopf-Regionalprodukt und die Arbeitslosenzahlen gehören zu den niedrigsten aller österreichischen Bundesländer.