Neue Fernsehtechnik kommt über Umwege
Mangels Fernsehprogrammen hält das neue audiovisuelle Format 4K mit einem noch schärferen Bild zunächst über Discs Einzug.
SALZBURG. Das gern bemühte Bild von der Henne und dem Ei muss in der Unterhaltungselektronik besonders oft herhalten, um etwa das Dilemma bei der Einführung von neuer Hardware und Software zu erklären. Die jüngste Variante lautet so: Es gibt zwar schon – in Deutschland waren es im Jahr 2015 bereits eine Million – Fernsehapparate, die 4K-Programme empfangen könnten. Die Revolution, die zuletzt mittels High Definition in den Wohnzimmern Einzug gehalten hat, könnte sich in den nächsten Jahren wiederholen. Aber bei den Fernsehsendern, die eben erst die HD-Umstellung bewerkstelligt haben, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Die Elektronikindustrie ist der Motor dieser Umstellung, denn diese erfordert neben den entsprechenden Fernsehgeräten zusätzlich neue Player, wenn man Bildplatten wiedergeben möchte.
Der Fernseh-Abonnentensender Sky hat bereits im Dezember 2012 ein Fußballspiel in Ultra HD aufgezeichnet. ist nicht vor dem Jahr 2021 denkbar, da auch die Übertragungsstrecken wie Satelliten und Kabel erst entsprechend umgestellt werden müssen.“
Servus TV produziere bereits Filme in 4K, sagte der Technische Leiter des Red Bull Mediahouse, Andreas Gall, den SN, „das ist Bestandteil unserer Qualitätsoffensive. Wir stehen bei 4k allerdings heute dort, wo wir bei HD vor ungefähr 15 Jahren waren. Produktionen mit ,Langzeit-Nutzungscharakter‘ werden konsequent in 4K produziert und in der höchstmöglichen Qualitätsstu- fe archiviert. Wir steigen schrittweise, aber konsequent auf 4K-Produktionsund Servertechnik um“, so Gall, „4K wird kommen – übertriebene Hast ist allerdings nicht erforderlich.“
Also wird das neue Format wahrscheinlich zuerst durch entsprechende Bildplatten, Ultra HD Bluray Discs genannt, bekannt werden. Allerdings hat sich erst in diesem Monat ein Dutzend Produzenten, darunter Warner Bros, 20th Century Fox und Busch Media, entschlossen, insgesamt etwa 30 Ultra HD Blu-rays zu veröffentlichen. Dazu zählen „Der Marsianer“mit Matt Damon, „The Revenant“mit Leonardo DiCaprio und „San Andreas“.
Es sind bereits zwei Abspielgeräte, von Samsung und Panasonic, erhältlich. Um den Einstieg zu gewährleisten, wird eine Strategie angewandt, die schon bei 3D-Filmen skeptische Filmfreunde überzeugen sollte. Neben der 4K-Disc bieten die Boxen zusätzlich eine normale Blu-ray Disc gleichen Inhalts. Optisch gleicht die neue Disc herkömmlichen Blu-ray Discs.
Sony DADC gehört zu den vier weltweit einzigen Unternehmen, die schon seit Jänner 2016 die zweilagige Ultra HD Blu-ray mit 66 Gigabyte Speicherkapazität fertigen. Ab Juni werden dreilagige Discs mit 100 Gigabyte Kapazität gefertigt.
„Es mag für manche eine Überraschung sein, dass im Internetzeitalter noch einmal ein materielles Format gestartet wird. Aber die Qualität von 4K ist im Internet noch für sehr lange Zeit nicht darstellbar“, sagt Heiko Meyer, verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift „Blickpunkt:Film“. Die Technik der dreilagigen Disc erklärt Meyer einfach: „Es wird eine zusätzliche Schicht aufgeklebt, die Herausforderung ist, diese auch richtig anzusteuern.“
Technisch gesehen wäre es zwar möglich, solche Datenmengen auch auf Memory-Chips bzw. USB-Sticks unterzubringen, die mittlerweile schon bis zu 128 Gigabyte speichern können, „aber nicht sehr attraktiv“.