Eine ganze Schule macht Oper
KULTUR Zum seinem 50. Geburtstag beschenkt das Musische Gymnasium die Salzburger mit einem besonderen Kunstprojekt. Von der Musik bis zu den Kostümen ist alles „hausgemacht“.
FREITAG, 3. JUNI 2016 SALZBURG-STADT. Kaum hat der Chor der Zeitgeister die Bühne verlassen, betritt die Zentralmatura das Geschehen. In einem pompösen Kostüm mit Reifrock und ausgestattet mit einem kinnhohen, steifen Kragen, der kaum Bewegungsfreiheit gewährt, schreitet sie über die Bühne im Salzburger Landestheater und schmettert dem Publikum im Sopran „kompetenzorientiert statt individualisiert“entgegen. Ihr Gesicht wirkt maskenhaft, der Blick ist streng.
Die Schülerinnen und Schüler des Musischen Gymnasiums proben gerade die Oper „Der Kuss der Kaiserin“, die morgen, Samstag, zum 50-Jahr-Jubiläum der Schule uraufgeführt wird. Eigens für diesen Anlass hat Musiklehrer Marco Lemke die Oper komponiert. „Sie spiegelt unseren Schulgedanken und bietet die Möglichkeit, Schüler aus allen musischen Schwerpunktfächern auftreten zu lassen“, sagt Lemke, der am Mozarteum Komposition studiert hat. Das Libretto haben die Literaturgruppen geschrieben, ihr Können zeigen auch die Schauspiel- und Tanzensembles, der Chor und das Orchester.
Die Oper handelt in zwei Akten vom Kampf der kreativen Musen gegen die Zeitgeister, allen voran Captain Output, Ingenieur Input, Frau Mag. Dr. Kompetenz und Madame Pisa. Dank der Bildungskaiserin finden letztlich beide Welten zueinander.
Seit Wochen sind die Schüler und Lehrer im Einsatz und haben so manches Wochenende geopfert. „Dienst nach Vorschrift gibt es bei uns nicht“, sagt Edith Brandstätter, die am Musischen Gymnasium Textiles Gestalten und Bildnerische Erziehung unterrichtet und mit den Schülern die Kostüme gestaltet hat. Sie haben auch das Bühnenbild entworfen. Die Arbeit habe sich gelohnt, meint Lydia Kremshuber. Tanzend verkörpert sie eine der neun Musen. „Es macht großen Spaß, dass alle Schwerpunktfächer zusammenarbeiten.“