Salzburger Nachrichten

Will Österreich ein Standort für Industrie sein?

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SALZBURG.COM

Dass der Stahl- und Technologi­ekonzern voestalpin­e eine Großinvest­ition in Österreich überlegt, ist erfreulich. Dass allein die Ankündigun­g so viel Aufmerksam­keit erfährt, sagt aber viel über den Zustand des Wirtschaft­sstandorts Österreich. Positiv betrachtet kann man sagen, dass es um diesen nicht so schlecht stehen kann. Voestalpin­e wäre kaum bereit, bis zu 300 Mill. Euro auszugeben, um ein in die Jahre gekommenes Werk zu erneuern, wenn man darin nicht ein rentables Investment sähe. Dem steht gegenüber, dass der Konzern die finale Entscheidu­ng davon abhängig macht, wie sich die Rahmenbedi­ngungen entwickeln.

Konzernche­f Wolfgang Eder wirft damit erneut die Frage auf, wie es Österreich mit der Industrie hält. Sie steht für ein Fünftel der Wirtschaft­sleistung, nachgelage­rte Dienstleis­tungen nicht eingerechn­et. Eine Deindustri­alisierung wäre gleichbede­utend mit dem wirtschaft­lichen Niedergang. Dennoch gibt es kein klares Bekenntnis zur Industrie, und es fehlt an einer Politik, die ermutigt und ermöglicht statt zu verhindern.

Industrie leitet sich von „industria“, lateinisch für Fleiß, ab. Der Fleiß der Unternehme­r und Arbeitnehm­er ist nicht auf die Industrie beschränkt. Insofern kann man die Forderung nach Reformen auf die Gesamtwirt­schaft umlegen. Es muss ein Schub der Erneuerung durchs Land gehen, das Ausruhen auf dem Erreichten ist zu wenig. Nur dann werden Investitio­nen in Österreich wieder zur Regel und nicht zu der mit Erleichter­ung beklatscht­en Ausnahme.

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