Will Österreich ein Standort für Industrie sein?
Dass der Stahl- und Technologiekonzern voestalpine eine Großinvestition in Österreich überlegt, ist erfreulich. Dass allein die Ankündigung so viel Aufmerksamkeit erfährt, sagt aber viel über den Zustand des Wirtschaftsstandorts Österreich. Positiv betrachtet kann man sagen, dass es um diesen nicht so schlecht stehen kann. Voestalpine wäre kaum bereit, bis zu 300 Mill. Euro auszugeben, um ein in die Jahre gekommenes Werk zu erneuern, wenn man darin nicht ein rentables Investment sähe. Dem steht gegenüber, dass der Konzern die finale Entscheidung davon abhängig macht, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln.
Konzernchef Wolfgang Eder wirft damit erneut die Frage auf, wie es Österreich mit der Industrie hält. Sie steht für ein Fünftel der Wirtschaftsleistung, nachgelagerte Dienstleistungen nicht eingerechnet. Eine Deindustrialisierung wäre gleichbedeutend mit dem wirtschaftlichen Niedergang. Dennoch gibt es kein klares Bekenntnis zur Industrie, und es fehlt an einer Politik, die ermutigt und ermöglicht statt zu verhindern.
Industrie leitet sich von „industria“, lateinisch für Fleiß, ab. Der Fleiß der Unternehmer und Arbeitnehmer ist nicht auf die Industrie beschränkt. Insofern kann man die Forderung nach Reformen auf die Gesamtwirtschaft umlegen. Es muss ein Schub der Erneuerung durchs Land gehen, das Ausruhen auf dem Erreichten ist zu wenig. Nur dann werden Investitionen in Österreich wieder zur Regel und nicht zu der mit Erleichterung beklatschten Ausnahme.