Kutter mit Hunderten Migranten gekentert
Nach einem schweren Bootsunglück im Mittelmeer werden vor der griechischen Insel Kreta Hunderte Flüchtlinge vermisst. Ein Boot, das nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 700 Menschen an Bord hatte, kenterte am Freitag vor der Südküste Kretas. Wie die griechische Küstenwache mitteilte, wurden bisher vier Leichen geborgen. 340 Menschen konnten gerettet werden.
„Die bange Frage ist, wie viele Menschen tatsächlich an Bord des rund 25 Meter langen Kutters gewesen sind“, sagte ein Offizier der griechischen Küstenwache. Das Unglück ereignete sich 75 Seemeilen (knapp 140 Kilometer) südlich von Kreta. Das Boot sei gekentert und zur Hälfte untergegangen, sagte eine Sprecherin der Küstenwache. Ein vorbeifahrendes Schiff habe die griechischen Behörden alarmiert.
Wie die italienische Küstenwache mitteilte, hatte am Donnerstagnachmittag bereits ein italienisches Handelsschiff Alarm geschlagen. Es meldete demnach, dass im Grenzgebiet zwischen den ägyptischen und griechischen Hoheitsgewässern ein Flüchtlingsboot in Seenot geraten sei. Vier Schiffe, die sich in der Nähe befanden, seien zu dem Flüchtlingsboot gefahren. Freitag früh habe eines der Schiffe dann gemeldet, dass das Boot gekentert sei.
Die griechischen Behörden starteten einen großen Rettungseinsatz. Die Küstenwache schickte zwei Patrouillenboote, ein Flugzeug und einen Hubschrauber los.
Ebenfalls am Freitag sind an der libyschen Küste über 100 Leichen mutmaßlicher Flüchtlinge angespült worden. Die libysche Marine berichtete von 104 Toten, auf der Website „Migrant Report“wurde unter Berufung auf den Libyschen Halbmond von 117 Ertrunkenen berichtet.
Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit besonders viele Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Bisher kamen in diesem Jahr 205.509 Personen über das Mittelmeer in die EU, 2443 starben dabei, wie aus Daten der Internationalen Organisation für Migration am Freitag hervorging.