Malerei stellt immer Fragen
Im Mumok ist nun eine Ausstellung dem Umstand gewidmet, dass die neuen Medien die Malerei ganz schön unter Druck gesetzt haben. Meldungen vom Tod waren aber stark übertrieben.
WIEN. Da gehen einem die Augen über im Mumok bei rund 230 Werken von 100 Künstlern, die meisten davon Maler im eigentlichen Sinn. Denn nichts weniger als eine kleine Geschichte der Malerei seit den 1960er-Jahren bis heute will man laut Mumok-Direktorin Karola Kraus zeigen, und zwar im Hinblick auf das Informationszeitalter, in dem wir uns seit geraumer Zeit befinden. Und das wiederum heißt nichts anderes, als dass sich auch die Künstler auf ihre Art mit dem Einfluss des Fernsehens, des Videos und erst recht mit dem Computer und der Internetrevolution auseinandersetzen mussten. Vielleicht kam die Malerei in diesen Umbruchszeiten in eine Krise, aber das befürchtete Ableben der Kunstform Malerei erwies sich als überflüssige Schwarzseherei. Im Gegenteil, hier ist zu sehen, wie sich das Analoge mit dem Digitalen bestens anfreundete.
Die Schau war übrigens schon in München zu sehen, kein Zufall, da der langjährige Mumok-Kurator für Performance und Kunsttheorie, Achim Hochdörfer, seit 2014 Direktor des Museums Brandhorst in München ist und damit auf die großen Sammlungen westeuropäischer und amerikanischer Kunst beider Häuser gemeinsam mit Mitkuratorin Manuela Ammer zurückgreifen konnte.
Und Kuratoren teilen gerne ein in Kapitel, von „Geste und Spektakel“über „Exzentrische Figuration“bis hin zu „Soziale Netzwerke“. Künstler wie Andy Warhol wussten über Größe und Wirkung bestens Bescheid, Botschaften knallen förmlich, und von wegen digital: Warhol hatte mit seiner Factory ein soziales Netzwerk laufen, da gab es Marc Zuckerberg noch gar nicht. Auch in der Kunst schritt die Kommerzialisierung kräftig voran, auch wenn Künstler mit Ironie auf Distanz gingen, wie etwa Jörg Immendorf oder Martin Kippenberger, der mit „Heavy Burschi“eine beeindruckende Installation samt Container und zerstörten Bildern schuf. Warhol machte gleich Siebdrucke mit Dollarnoten. Mit der Aufschrift „Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die documenta V“lehnen zwei Tafeln von Joseph Beuys scheinbar harmlos an der Wand. Zu den Spektakeln zählen natürlich auch Niki de Saint Phalle, die sogar auf ihre Bilder schoss und Yves Klein und seine „Körpermalerei“– und natürlich die Wiener Aktionisten.
Ein langer Rundgang durch die Kunstgeschichte der jüngeren Zeit mit allem Für und Wider – und sehenswert. Ausstellung: Painting 2.0 – Malerei im Informationszeitalter, Mumok, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, bis 6. 11.