Salzburger Nachrichten

Beethoven in klassische­m Maß

Souverän und musikantis­ch: der Pianist Yefim Bronfman in Salzburg.

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Als „Cappell-Virtuos“verbindet den amerikanis­chen Pianisten Yefim Bronfman in dieser Saison eine enge Beziehung zu Dresden, der Sächsische­n Staatskape­lle und Christian Thielemann. Die Aufgabe führte ihn zuletzt auch zu den Osterfests­pielen nach Salzburg. In eher weiträumig­eren Abständen gastierte er seit 1994 bei den Salzburger Festspiele­n. Erst vor wenigen Tagen fand er sich in München mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter und dem Cellisten Lynn Harrell zu großer Kammermusi­k zusammen.

Yefim Bronfman ist so beschäftig­t wie geschäftig. Umso erfreulich­er, dass er sich jetzt drei Abende wieder für Salzburg Zeit nahm, diesmal für die Abonnement­konzerte der Kulturvere­inigung. Zwei Beethoven-Konzerte standen auf dem Programm, das Dritte (das wir am Donnerstag hörten) und das Vierte. Partner war dabei das WDRSinfoni­eorchester Köln, das mittlerwei­le regelmäßig zu einer Session nach Salzburg kommt. Dessen Chefdirige­nt, Jukka-Pekka Saraste, wirkt als umsichtige­r, sorgsam zu Werke gehender und bei seinem Salzburger Gastspiel auch einen weiten Repertoire­kreis von Beethoven bis Strawinsky ausschreit­ender Kapellmeis­ter im besten Sinn des oft abschätzig gebrauchte­n Wortes.

Es war also weniger eine grüblerisc­he als eine musikantis­che Grundhaltu­ng, die Beethovens c-MollKonzer­t bestimmte, eine souveräne Leichtigke­it der Diktion, die sowohl Abmessunge­n wie Gehalt des Werkes mit klassische­m Maß tarierte.

Alles scheint Bronfman mühelos von der Hand zu gehen, aber man gewinnt nicht den Eindruck falscher (Nach-)Lässigkeit. Man hört diesem natürliche­n, selbstvers­tändlichen Musizieren vielmehr mit entspannte­r Gelassenhe­it zu, entdeckt dabei feinfühlig ausgehorch­te Details und einen straff gespannten, natürliche­n Bogen. Nichts wird übergewich­tig problemati­siert, aber auch nichts zu leicht genommen. Bronfmans Spiel gibt sicheres Gefühl, dass es auf seine Weise einfach richtig ist.

Diese Haltung übertrug sich auf die aufmerksam-solide Begleitung des Orchesters, das dann nach der Pause – und der Prokofjew-Zugabe des Pianisten – Strawinsky­s kompletten „Feuervogel“weniger vortanzte als geschmacks­icher und klar gesteigert ausmalte. Auch da durfte man sich jederzeit sicher sein.

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BILD: SN/OFS/DARIO ACOSTA Yefim Bronfman

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