ÖBB fahren mit dem Fernbus ab
Mit der Marke Hellö steigt die Staatsbahn in einen umkämpften Markt ein.
WIEN. Um 15 Euro One-Way mit dem Bus von Wien nach Genua, nach Straßburg, nach Berlin oder nach Zagreb. Mit Kampfpreisen, wie sie bisher eher in der Welt der Billigairlines üblich sind, und zunächst elf Linien steigen die ÖBB ab 14. Juli in den boomenden Fernbusmarkt ein. Das Lockangebot von Hellö – wie die in dunklem Grau gehaltene neue Fernbus-Linie der Staatsbahn heißt – gilt bis Ende September. Die Tickets werden zudem am Reisetag in den ÖBB-Zügen als Vorteilscard gelten, kündigten PersonenverkehrsVorstand Valerie Hackl und Fernbus-Geschäftsführer Tobias Hann am Freitag an.
In der Branche überrascht das kaum jemanden. „Ein Preiszuckerl war zu erwarten“, sagt BlagussSprecherin Claudia Pich. Das heimische Traditionsbusunternehmen kooperiert seit Juli 2014 mit Flixbus, dem größten Fernbus-Anbieter in Europa und bedient ähnliche Strecken wie künftig die ÖBB mit Hellö, allerdings mit einem deutlich dichteren Fahrplan. Auch bei der Westbahn, die auch Westbus betreibt, sieht man „im Sinne des besten Nutzens für die Konsumenten“Wettbewerb grundsätzlich als etwas Positives. „Wünschenswert wäre freilich, dass der Wettbewerb nicht nur zwischen Bus und Bahn stattfindet, sondern künftig auch für alle Bereiche des Schienenverkehrs gilt“, betont Westbahn-Chef Erich Forster, etwa auch bei Ausschreibungen im Nah- und Regionalverkehr.
Ziel der ÖBB ist es, in dem umkämpften Fernbus-Markt bis 2020 eine Million Fahrgäste anzuziehen und binnen fünf Jahren profitabel zu sein. Die Busse seien eine „Ergänzung“zum Bahnfahren und kein Ersatz, sagt Hackl: „Der Kunde will auswählen, welches Verkehrsmittel er nutzt.“Für die ÖBB sei der Einstieg in das Geschäft nur logisch, weil sie mir dem Postbus schon größter Busbetreiber im Land seien. Wie viel die ÖBB in das Geschäftsfeld investieren, ließ Hackl offen.
Auch Elmar Fürst, assoziierter Professor am Institut für Transportwirtschaft der WU Wien, glaubt nicht, dass dem Zugverkehr durch die Fernbusse große Konkurrenz entsteht. Tendenziell nutze ein jüngeres Publikum die günstigen Busse, oft gehe es um Strecken mit schlechter Zuganbindung oder mit weniger Verkehrsaufkommen, wo Busfahren einfach billiger sei.
Laut Hann will sich Hellö nicht nur über den Preis differenzieren, sondern vor allem mit Kombiangeboten mit der Bahn, neuen Bussen (28), durchgehend WLAN und dem Wunschsitzplatz, der bei der Buchung inkludiert ist, ebenso wie Gepäck bis maximal 25 Kilogramm. Tickets gibt es online, über eine Smartphone-App, in den ÖBB-Reisebüros oder beim Busfahrer. Die Preise werden sich ab Oktober, abhängig von der Nachfrage, zwischen 19 und 80 bis 90 Euro bewegen. So viel kostet heute eine Fahrt nach Genua (derzeit die längste Strecke) bei der Konkurrenz.
Abfahrtspunkte für die HellöBusse sind Wien, Linz, Salzburg, Graz, Villach, Innsbruck und Bregenz. Nicht möglich sind Fahrten innerhalb eines Landes etwa von Wien nach Graz oder Salzburg nach Villach, weil die Fernbusse immer eine internationale Grenze überschreiten müssen. Hintergrund ist, dass für den innerstaatlichen Linienverkehr eigene staatliche Konzessionen notwendig sind.