Jeder Fünfte leidet an chronischem Schmerz
Erste Alarmsignale für Schmerzen sollten nicht übersehen werden. Wird der Arztbesuch aufgeschoben, kann der Schmerz chronisch werden.
SALZBURG. Chronischer Schmerz ist ein Schmerz, der trotz Behandlung länger als drei bis sechs Monate andauert. Dies betrifft zwanzig Prozent der Bevölkerung, also mehr als eineinhalb Millionen Patienten in Österreich. Ihre Krankheit ist ausgelöst durch ein Rückenleiden, Gelenkschmerzen, Kopfweh oder Erkrankungen der Nerven, die zum Beispiel durch Diabetes oder Gürtelrose verursacht wurden.
Es ist für die Gesundheit entscheidend, hellhörig zu werden, wenn es im Rücken wehtut oder in den Beinen plötzlich kribbelt. Zuwarten ist immer der falsche Weg. Schmerzen sollten nie ignoriert werden. Der Schmerz sagt uns, dass entweder etwas kaputt ist oder nicht richtig funktioniert.
Zu hoffen, dass der Schmerz von selbst vergeht, ist ein Fehler. Wer sich Zeit lässt mit dem Arztbesuch, riskiert, dass sich das Schmerzsignal vom ursprünglichen Leiden abkoppelt und im Gehirn festsetzt. Damit aus einem Rücken- oder Gelenksschmerz, einem Kopfschmerz oder einer Nervenstörung kein chronisches Leiden wird, muss der Schmerz sofort ausgeschaltet und seine Quelle gefunden werden. Das kann mit Hilfe des Hausarztes und eines Facharztes geschehen.
Sollten Erstbehandlungen nicht wirken, ist es richtig und wichtig, wenn der Patient dies dem Arzt mitteilt. Wenn nötig, kann dieser dann an den Spezialisten überweisen. Auf Basis dieser Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt kann in vielen Fällen der Teufelskreis, der zum chronischen Schmerzpatienten führt, von Anfang an gestoppt werden. Im Folgenden werden drei Leiden und der Weg aus der „Schmerzfalle“dargestellt:
Rückenleiden
Rückenschmerzen haben ihre Ursache häufig in der Abnützung von Bandscheiben oder Wirbelgelenken durch das Alter und/oder Überlastung. Wenn ein Bandscheibenvorfall oder ein gleitender Wirbel den Wirbelkanal einengt, dann werden die im Wirbelkanal verlaufenden Nerven eingeklemmt und gereizt.
Alarmsignale sind krampfartige Rücken- und/oder Beinschmerzen, die unter Umständen bis in die Füße reichen; ein einseitiger, äußerst intensiver, stechender Schmerz im Rücken, der gut eingrenzbar ist; Gefühlsstörungen oder Lähmungen in den Beinen; tiefsitzende anhaltende Schmerzen im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule).
Es ist eine sofortige Behandlung erforderlich. Der Hausarzt oder der Orthopäde schaltet den akuten Schmerz medikamentös aus. Für die weiterführende Diagnostik sind Röntgen, CT oder Magnetresonanztomographie wichtig; bei Lähmungserscheinungen kann eine rasche Operation angeraten sein.
Die langfristige Therapie basiert auf kompetenter Schmerztherapie, auf Physiotherapie für den Rücken, vor allem Wirbelsäulengymnastik. Das tägliche Stärken der Muskeln und Bänder, welche die Wirbelsäule halten und stabilisieren, ist entscheidend.
Rückenschmerzen dieser Art können chronisch werden, wenn der Arztbesuch hinausgezögert wird oder der Patient versucht, den Schmerz durch wenig Bewegung „im Zaum zu halten“. Sich zur Vermeidung des Schmerzes über Wochen und Monate zu schonen, ist der verkehrte Weg. Denn dies führt u. a. dazu, dass die Muskeln abbauen und die Gelenke schlecht mit Nährstoffen versorgt werden.
Kopfschmerzen
Die Ursache von Kopfschmerzen liegt häufig in verspannten Schulterund Nackenmuskeln (Spannungskopfschmerz). Auch ein falscher Kopfpolster und eine nicht richtig korrigierende Brille können der Grund sein. Detto entzündliche Vorgänge in den Blutgefäßen des Gehirns, z. B. Migräne.
Ein Alarmsignal ist jeder Kopfschmerz, der Leidensdruck erzeugt und die Lebensqualität beeinträchtigt, egal ob er selten, regelmäßig oder häufig auftritt.
Für die sofortige Behandlung sollte der Hausarzt oder Neurologe aufgesucht werden. Hilfreich für die Diagnostik ist es, zwei Monate ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen.
Die langfristige Therapie zielt unter anderem auf die Vorbeugung gegen Migräne durch passende Medikamente. Gegen Spannungskopfschmerz helfen Entspannungstechniken und richtige Kopfpolster für die Nacht.
Die Selbstbehandlung mit Kopfschmerztabletten kann wiederum die Ursache für Kopfschmerz sein. In diesem Fall ist ein Entzug unter ärztlicher Aufsicht und eine anschließende angepasste Medikation erforderlich.
Nervenschmerz
Nervenschmerzen können durch hohen Zucker ausgelöst werden. Dieser lagert schädliche Substanzen in den Nerven und in den sie versorgenden Blutgefäßen ab.
Alarmsignale sind ein kribbelnder, stechender, brennender oder schneidender Schmerz, meist nachts und in den Beinen und Füßen (selten in Armen und Händen).
Für die sofortige Behandlung wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Davon ausgehend erfolgt eine medikamentöse Behandlung, die die Leitfunktion der Nerven wieder bessert. Das verringert in der Folge auch den Schmerz.
Für die langfristige Therapie ist es notwendig, den Blutzucker durch eine Lebensstiländerung und/oder Medikamente richtig einzustellen und regelmäßige Blutzuckerkontrollen vorzunehmen. Werden die Blutzuckerwerte nicht in empfohlenen Grenzen gehalten, kann sich chronischer Schmerz entwickeln.