Gleichstrom vertreibt krankhafte Müdigkeit
Eine leichte Elektrostimulation des Gehirns verringert das Schlafbedürfnis und steigert die Wachheit. Das haben jetzt Forscher des Universitätsklinikums Freiburg nachgewiesen. Sie führten bei gesunden Probanden vor der Nachtruhe eine Gleichstromstimulation durch, bei der ein sehr schwacher Strom durch den Schädel geleitet wird.
Im Schnitt benötigten die Probanden dadurch 25 Minuten weniger Schlaf pro Nacht als ohne Stimulation. Die nicht invasive Methode könnte sich gut für Patienten eignen, deren Schlafbedürfnis nach einem Schlaganfall oder einer anderen Hirnschädigung stark erhöht ist. Einen ersten Patienten haben die Ärzte erfolgreich behandelt.
„Bei den Probanden hat die Gleichstromstimulation das Schlafbedürfnis deutlich verringert, ohne dass negative Effekte auf Konzentration, Wachheit und Gedächtnisbildung aufgetreten sind“, sagt Studienleiter Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Grundlage dafür, dass Menschen sich ausgeschlafen fühlen, ist eine ausgewogene Aktivierbarkeit des Gehirns. Diese wird durch sogenannte Arousalprozesse im Gehirn gesteuert und lässt sich mit einem Elektroenzephalogramm messen.
Bei Patienten mit Parkinson, chronischer Depression und Hirnschädigungen, etwa nach einem Schlaganfall, sind diese Arousalprozesse oft verringert, was ein extrem großes Schlafbedürfnis zur Folge haben kann. Bei vielen Patienten führen Aktivierungsprogramme und Medikamente nicht zu einer Besserung.
„Für diese Patienten könnte die Elektrostimulation in Zukunft eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsart sein“, sagt Christoph Nissen. Eine entsprechende Therapie ließe sich sogar zu Hause durchführen. Die Ergebnisse der experimentellen Studie müssten aber noch weiter auf Wirksamkeit und Sicherheit des Verfahrens untersucht werden.
Die Freiburger Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse online im Fachmagazin „Neuropsychopharmacology“.