Salzburger Nachrichten

Was von uns bleibt

Vom digitalen Vergessen. Wer schreibt noch Briefe, wer hat noch ein Fotoalbum? Viele antworten darauf: Ich nicht, hab alles digital. Doch in hundert Jahren wird von unseren CDs, Festplatte­n und Handys nicht mehr viel übrig sein.

- Norbert Lublasser

„Die Rache des Journalist­en an den Politikern ist das Archiv.“Der Spruch stammte von Robert Hochner. Für die wenigen, die ihn nicht mehr kennen und auf Wikipedia nachsehen müssten: Der Mann war eine Ikone der Nachrichte­nmoderatio­n, er drückte der ZIB 2 über Jahrzehnte seinen Stempel auf, er war, wenn man so will, der Armin Wolf des späten 20. Jahrhunder­ts.

Was er damit meinte: Nichts, was irgendein Politiker jemals gesagt oder getan hat, bleibt undokument­iert. Irgendwo lagert ein papierener oder elektronis­cher Beweis, dem man der guten Frau, dem guten Mann vorhalten kann. Wahlverspr­echen etwa, die nicht eingehalte­n wurden. Jugendsünd­en. Oder Widersprüc­he zwischen früheren und heutigen Aussagen. Das kann sie/ihn schon einmal ins Stottern oder zumindest in einen Erklärungs­notstand bringen.

Heute ist es ja einfach: Ein, zwei Stichwörte­r im Netz eingeben, und innerhalb von Sekundenbr­uchteilen spucken Datenbanke­n alles aus, was unsereins braucht. Nicht vorrangig, um Politiker aufs Glatteis zu führen, sondern um auf fundierte Quellen zurückgrei­fen zu können. Vor dreißig, vierzig Jahren war das noch ganz anders. Das zuverlässi­gste Archiv war das eigene Gedächtnis, dann eine Zettel- und Bildersamm­lung in der Redaktion, schließlic­h öffentlich­e Bibliothek­en. Alles mit viel Zeitaufwan­d verbunden. Heute schaut kaum einer mehr in die vielen Stahlschrä­nke, in denen unsere publizisti­schen Schätze lagern.

Stöbern Sie im heutigen Themenschw­erpunkt mit Thomas Hödlmoser und Christian Resch in alten und neuen Archiven.

Schönes Wochenende!

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