Was von uns bleibt
Vom digitalen Vergessen. Wer schreibt noch Briefe, wer hat noch ein Fotoalbum? Viele antworten darauf: Ich nicht, hab alles digital. Doch in hundert Jahren wird von unseren CDs, Festplatten und Handys nicht mehr viel übrig sein.
„Die Rache des Journalisten an den Politikern ist das Archiv.“Der Spruch stammte von Robert Hochner. Für die wenigen, die ihn nicht mehr kennen und auf Wikipedia nachsehen müssten: Der Mann war eine Ikone der Nachrichtenmoderation, er drückte der ZIB 2 über Jahrzehnte seinen Stempel auf, er war, wenn man so will, der Armin Wolf des späten 20. Jahrhunderts.
Was er damit meinte: Nichts, was irgendein Politiker jemals gesagt oder getan hat, bleibt undokumentiert. Irgendwo lagert ein papierener oder elektronischer Beweis, dem man der guten Frau, dem guten Mann vorhalten kann. Wahlversprechen etwa, die nicht eingehalten wurden. Jugendsünden. Oder Widersprüche zwischen früheren und heutigen Aussagen. Das kann sie/ihn schon einmal ins Stottern oder zumindest in einen Erklärungsnotstand bringen.
Heute ist es ja einfach: Ein, zwei Stichwörter im Netz eingeben, und innerhalb von Sekundenbruchteilen spucken Datenbanken alles aus, was unsereins braucht. Nicht vorrangig, um Politiker aufs Glatteis zu führen, sondern um auf fundierte Quellen zurückgreifen zu können. Vor dreißig, vierzig Jahren war das noch ganz anders. Das zuverlässigste Archiv war das eigene Gedächtnis, dann eine Zettel- und Bildersammlung in der Redaktion, schließlich öffentliche Bibliotheken. Alles mit viel Zeitaufwand verbunden. Heute schaut kaum einer mehr in die vielen Stahlschränke, in denen unsere publizistischen Schätze lagern.
Stöbern Sie im heutigen Themenschwerpunkt mit Thomas Hödlmoser und Christian Resch in alten und neuen Archiven.
Schönes Wochenende!