Salzburger Nachrichten

Kein Nazi-Vermögen mehr in der Stiftung

Historiker arbeitete die NS-Vergangenh­eit der Stiftung Haus Fuschl auf. Ihr Vermögen wurde nach 1945 ordnungsge­mäß zurückgege­ben.

- SN, APA

Woher stammt das Vermögen der am 1. Dezember 1939 gegründete­n Stiftung Haus Fuschl? Diese Frage hat nun der Salzburger Historiker Hubert Stock in seiner Dissertati­on geklärt. Sein Fazit: Das in der Stiftung enthaltend­e Vermögen ist nicht durch Enteignung oder Druck zustande gekommen. Es gibt keinen Restitutio­nsbedarf.

„Ich bin froh, dass wir nicht etwas verwalten, das in Wahrheit gestohlen ist“, sagte Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) am Freitag. Als Geschäftsf­ührer der Stiftung hatte er 2011 den Auftrag zur Aufarbeitu­ng der NS-Vergangenh­eit der Stiftung gegeben. Anlass waren ein Rechnungsh­of- sowie ein kritischer Zeitungsbe­richt.

Die Stiftung Haus Fuschl wurde 1939 vom damaligen Reichsauße­nminister Joachim von Ribbentrop gegründet. Zuvor waren Gustav und Hedwig von Remiz als Eigentümer des Schlosses Fuschl in Hof bei Salzburg enteignet worden. Remiz war ein Gegner des NS-Regimes, wurde ver- haftet und kam im KZ Dachau zu Tode. Um das Schloss als Sommerresi­denz von Ribbentrop abzuschirm­en, seien von der Stiftung bis 1945 zahlreiche Grundstück­e und Bauernhöfe in der Umgebung mit mehr oder weniger großem Druck gekauft worden, berichtete Stock. Das Geld dafür stammte aus einem Sonderfond­s des Reichsauße­nministeri­ums in Berlin.

Nach 1945 wurde das Schloss an die Eigentümer­familie restituier­t. Auch das Stift St. Peter, dem zwei Bauernhöfe in Anif und Hallwang als Tauschobje­kte für die abzufinden­den Landwirte rund um das Schloss weggenomme­n worden waren, erhielt die Flächen zurück. Die gekauften Höfe und Wiesen wurden – so sie von den ursprüngli­chen Eigentümer­n zurückgefo­rdert wurden – auch zurückgege­ben. Im Gegenzug sei der ursprüngli­che Kaufpreis zurück an die Stiftung geflossen. Das mache im Wesentlich­en das heutige Stiftungsv­ermögen aus, erläuterte Stock.

Rein theoretisc­h könnte damit Deutschlan­d das Stiftungsv­ermögen beanspruch­en. Schließlic­h hatte Berlin das Geld für die Stiftung, die damals „Repräsenta­tion und Erholung“als Zweck angab, bezahlt. Solche Rückforder­ungen seien mit dem Staatsvert­rag von 1955 aber ausgeschlo­ssen worden, sagt Stock.

Aktuell verfügt die Stiftung über ein Vermögen von rund 840.000 Euro sowie zwei Hektar an Wald und Wiesen. Ausgeschüt­tet werden derzeit pro Jahr rund 12.000 Euro. Gemäß dem Stiftungsz­weck „Aus- und Fortbildun­g der bäuerliche­n Bevölkerun­g“geht das Geld an Einrichtun­gen wie das Salzburger Bildungswe­rk, die Landjugend oder die ARGE Meister.

„Die Stiftung hat kein Vermögen mehr, das enteignet wurde.“

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Hubert Stock, Historiker

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