Portion Deutsch vor der Matura
Immer mehr Migranten wollen die Abendmatura absolvieren. Eine Salzburger Schule reagiert.
SALZBURG-STADT. Tenzin Youdon ist Tibeterin, geboren in Indien. Ihre Schwester brachte sie nach Österreich: Aus einem Besuch wurden 13 Jahre. Deutsch sprach sie anfangs nicht. Die Matura machte die 35-Jährige in Salzburg – alle Fächer, von Anfang an. „So habe ich die Wörter gelernt. Auch, wenn ich Zeit brauchte, um alles zu verstehen.“Heute spricht sie beinahe akzentfrei Deutsch und studiert.
Youdon ist eine jener Studierenden mit Migrationshintergrund, um die sich das Projekt „Brücken bauen“entspann. Gerhard Pusch ist Schulleiter am Abendgymnasium Salzburg. Ihm war wichtig, Neuankömmlinge mit einer Extraportion Deutschunterricht zu versorgen. So startete er im Herbst mit einer Klasse in das „Brücken bauen“-Projekt.
Dafür hat er Martha Haag an seine Schule geholt. Sie hat Erfahrung mit Menschen, die Deutsch als Fremdsprache erlernen. „Die Studierenden mit Migrationshintergrund haben wie alle anderen vier Stunden Unterricht. Dazu bekommen sie drei Stunde, um aufzufüllen, was an Wissenslücken aufzufüllen ist“, sagt sie. So sei es möglich, den Wortschatz schnell auf Vordermann zu bringen, sodass die Studierenden in Nebenfächern wie Geschichte alles gut verstehen.
Kristina Proleta ist als Tochter kroatischer Flüchtlinge in Linz aufgewachsen. Daheim wurde kein Deutsch gesprochen. Im Nachhinein sieht sie das als Vorteil: „So konnten wir uns Artikel und Wörter gleich gar nicht falsch einlernen.“Über ihre Arbeit in Gut Aich bei St. Gilgen ist sie auf das Abendgymnasium in Salzburg gestoßen. In einem halben Jahr legt sie dort ihre Matura ab. Zwei Mal in der Woche kommt sie vom Wolfgangsee in die Stadt Salzburg. Den Rest kann sie per Fernstudium erledigen.
„Das klappt, weil wir die Lehrinhalte in Modulen anbieten“, erklärt der Schulleiter. Für das neue Schuljahr erwartet er erneut rund 20 Interessenten.