Gelebte Regionalität beim Schaf
Im ehemaligen Kuhstall von Alexandra und Hans Wasenegger in Hallwang herrscht wieder Leben. Dort tummeln sich nun Coburger Fuchsschafe. Das Fleisch der Lämmer verkauft das Ehepaar an Privatkunden und an einen Dorfwirt.
Wenn Hans Wasenegger „mecki, mecki“ruft, dauert es nicht lang, bis ihm seine Coburger Fuchsschafe auf der Weide neugierig entgegenlaufen. Untermalt wird dies von mehrstimmigem Blöken. Die Halter schätzen die Zutraulichkeit der Schafe. „Was helfen mir Tiere, mit denen ich nicht arbeiten kann?“, bemerkt Alexandra Wasenegger.
Coburger Fuchsschafe sind in Österreich eine wenig bekannte Rasse. Die Tiere sind unkompliziert, ruhig, edel und doch genügsam und werden wegen ihres Fleisches geschätzt. „Die Rasse braucht vom Wachstum her länger, hat aber eine hervorragende Fleischqualität“, informiert Hans Wasenegger.
Bleiben die Lämmer anderer Rassen in der Regel sechs Monate auf dem Hof, behalten die Waseneggers den Nachwuchs der Coburger Fuchsschafe sieben bis acht Monate. „Sie sollen ihre Zeit haben“, sagt Alexandra Wasenegger. Für den Geschmack des Fleisches sei das kein Problem, es böckle nicht. Zudem sei es weniger fett, da die Tiere langsam wachsen.
Geschlachtet werden die Lämmer bei einem Bauern in Eugendorf. Das Fleisch verkauft das Ehepaar selbst, es gibt entweder ein halbes oder ein ganzes Lamm. Die Kunden sind vornehmlich Privatpersonen. Hauptabnehmer ist allerdings der Gastagwirt in Eugendorf. Er holt die Tiere lebend zu sich und mästet sie fertig. Bei Bedarf wird geschlachtet.
Für die Waseneggers ist das gelebte Regionalität. Die Tiere haben keine langen Transportwege und die Kunden wissen, woher das Fleisch kommt und wie die Tiere gehalten wurden. Die Wertschätzung dem Tier gegenüber ist Alexandra Wasenegger wichtig.
Kaum Futterzukauf
Das Coburger Fuchsschaf ist eine Landschafrasse, die Flächen und Hügel beweidet. Rund um den Hof in Hallwang stehen den Tieren 7,5 Hektar Wiese zur Verfügung. Weitere 2,5 Hektar sind in Neumarkt gepachtet. Insgesamt 55 Muttertiere, zehn Jungtiere und 50 Lämmer haben die Waseneggers derzeit. „Ihr Futter ist fast nur vom selbst bewirtschafteten Grund“, sagt Hans Wasenegger. „Im Sommer stehen die Tiere auf der Weide, im Winter bekommen sie Silage und Heu. Dadurch sparen wir uns das Kraftfutter.“Zugekauft wird lediglich Mineralfutter in Form von Lecksteinen. Es ist wichtig für die Fruchtbarkeit und Gesundheit der Schafe, schließlich soll der Tierarzt so selten wie möglich auf den Hof kommen.
Zwei Mal im Jahr werden die Tiere entwurmt, geschoren und ihre Klauen geschnitten. Der Stall wird regelmäßig eingestreut und ausgemistet, damit die Schafe auf sauberem Untergrund liegen, sie nicht verkleben oder gar krank werden. Hygiene spielt bei Alexandra und Hans Wasenegger eine große Rolle.
Zum Wohl der Tiere gibt es in Neumarkt einen Unterstand. Sie können aber auch in den Wald ausweichen, wenn es ihnen zu heiß ist oder sie bei Regen ein trockenes Fleckchen suchen. In Hallwang können die Schafe jederzeit in den Stall. In diesem standen bis vor knapp 20 Jahren Milchkühe. Nach dem Tod von Hans Waseneggers Vater wurden sie verkauft und die Flächen verpachtet. Nach einer Orientierungsphase wurde der Stall umgebaut und sechs Schafe zogen ein.
Die Waseneggers, die ihren Hof bio führen, waren die Ersten, die Coburger Fuchsschafe in Salzburg hielten. Angesichts dieser Exoten war das Ehepaar auch mit Skepsis von Außenstehenden konfrontiert. „Wir gehen unseren Weg und stehen dazu“, betont Alexandra Wasenegger. Die Rasse ist für das Paar gut geeignet, denn beide Ehepartner arbeiten hauptberuflich im Eich- und Vermessungsamt Salzburg.
Vor der Arbeit geht Hans Wasenegger jeden Morgen um 5.30 Uhr in den Stall und schaut nach dem Rechten. Abends wird ebenfalls kontrolliert. Besonderes Augenmerk liegt auf Drillingsgeburten: Lämmer wie Mütter werden mit einem Halsband gekennzeichnet und in der ersten Zeit verstärkt beobachtet, ob mit ihnen alles in Ordnung ist. Apropos Kennzeichnung: Alle Schafe tragen zwei bei der AMA registrierte Ohrmarken, damit ihre Herkunft nachvollzogen werden kann.