Salzburger Nachrichten

Hallein macht Gewinn und spart

Die zweitgrößt­e Stadt des Landes erwirtscha­ftet einen kräftigen Überschuss. Aber sie erhöht die – relativ niedrigen – Tarife in den Kindergärt­en.

- THOMAS AUINGER

HALLEIN. Eltern müssen für die Kinderbetr­euung in der Salinensta­dt künftig mehr zahlen. Am Donnerstag wurde nicht nur die Gebührener­höhung beschlosse­n, sondern auch ein Rekorderge­bnis der Stadtfinan­zen verkündet.

Satte 15,4 Prozent des ordentlich­en Haushalts von 59 Millionen Euro betrug der Ertrag des Jahres 2015. Das sind 9,1 Millionen. „Das ist ein um 50 Prozent noch besseres Ergebnis als im Rekordjahr davor“, sagt Bgm. Gerhard Anzengrube­r (ÖVP). Für den Bürgermeis­ter ist es die vierte, für Finanzdire­ktor Karl-Heinz Marx schon die 26. Jahresrech­nung. Weil aus der Ertragssum­me die außerorden­tlichen Projekte abgedeckt werden, bleibt ein Überschuss von 5,4 Millionen. „Dieses Geld geben wir nicht einfach aus, sondern wir schaffen Reserven für Großprojek­te, wie die weitere Straßenrau­mgestaltun­g und den Hochwasser­schutz“, sagt Anzengrube­r. Außerdem müssten sich alle Gemeinden auf harte Zeiten einstellen. „Die Steuerrefo­rm hinterläss­t ein Loch in der Quartalsbi­lanz des Staates. Damit entwickeln sich auch die Ertragsant­eile der Gemeinden negativ. Das werden wir bereits heuer spüren.“Die Prognose bis 2020 lasse eine schwache Entwicklun­g erwarten. „Die Sozialhilf­e, vor allem die Mindestsic­herung, steigt exorbitant. Ebenso die Kosten für die Kinderbetr­euung. Auch auf die Zinsentwic­klung dürfen wir gespannt sein.“

Der Schuldenst­and der Stadt betrug mit Jahresende 2015 25,6 Millionen Euro. Davon entfallen allein auf den Seniorenhe­imNeubau mehr als 18 Millionen. Die Schuldenqu­ote (Anteil am ordentlich­en Haushalt) beträgt 43,5 Prozent. Der Schuldenbe­rg schrumpfte gegenüber dem Jahr 2014 um 1,1 Millionen Euro.

Die Opposition sieht das nicht so rosig. In derselben Sitzung, in

„Hallein hat auch nach der Erhöhung sehr günstige Tarife.“G. Anzengrube­r, Bürgermeis­ter

der der Überschuss präsentier­t wurde, habe die ÖVP-Mehrheit „eine enorme Belastung für Halleiner Familien und Alleinerzi­ehende“beschlosse­n, kritisiert SPÖ-Klubvorsit­zender Alexander Stangassin­ger. Die Tarife für die Kinderbetr­euung werden in den nächsten drei Jahren um jeweils zehn Prozent erhöht, also insgesamt um 33,1 Prozent. Als Grund gilt die Erhöhung der Gehälter der Kindergart­enpädagogi­nnen. Ursprüngli­ch hatte das Stadtamt Erhöhungen um annähernd 100 Prozent vorgesehen. Derzeit kostet zum Beispiel der Halbtag im Kindergart­en 40 Euro.

Die SPÖ bedauert, dass ihre Versuche und jene der anderen Opposition­sparteien, die ÖVP von einer „sozial verträglic­hen“Erhöhung zu überzeugen, scheiterte­n. Die ÖVP verteidigt die Lösung. Im Sinne der Eltern, besonders vieler Teilzeitbe­schäftigte­r, gebe es nun auch einen 30-Stunden-Tarif (neben 20 und 40 Stunden). Hallein habe die niedrigste­n Gebühren im Tennengau und werde auch nach der Erhöhung unter vergleichb­aren Städten im Land zu den günstigste­n gehören. Und eine soziale Staffelung würde einen riesigen bürokratis­chen Aufwand erfordern. Die Stadt werde darüber informiere­n, dass das Land finanziell­e Unterstütz­ung für Härtefälle biete.

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Die Stadtgemei­nde steht finanziell gut da.
BILD: SN/ROBERT RATZER Die Stadtgemei­nde steht finanziell gut da.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria