Der Traum vom besseren Menschen bleibt ein Traum
Die Schweizer lehnten das Grundeinkommen ab. Die Idee ist auch viel zu gut, als dass sie je verwirklicht werden könnte.
Die Idee eines Grundeinkommens ohne Bedingungen und Gegenleistung hat viel für sich. Es würde die Armut abschaffen, niemand wäre mehr gezwungen, einen ungeliebten Job nur wegen des Geldes zur Existenzsicherung anzunehmen. Jeder und jede könnte Grundbedürfnisse befriedigen und dann ganz freiwillig je nach den eigenen Fähigkeiten arbeiten, dichten, malen oder tun, was immer das Herz erfreuen könnte. In einer Zeit, in der immer mehr Maschinen und Roboter immer mehr Arbeiten übernehmen und dadurch Jobs für Menschen vernichten, klingt das wie ein paradiesischer Zustand.
Die Schweizer haben die Idee in einer Volksabstimmung zurückgewiesen, weil sie nicht glauben, dass eine solche Geldverteilung zu finanzieren wäre. Kommt das Geld über die Mehrwertsteuer herein, wird das Leben für alle furchtbar teuer. Kommt es aus höheren Einkommensteuern der Gutverdiener, werden die sich dagegen wehren, so geschröpft zu werden. Kommt es aus einer Maschinensteuer (der Vorschlag ist gerade wieder in Österreich modern), bremst das Innovation und Fortschritt.
Es gibt aber auch andere Einwände gegen das Konzept. Ein Grundeinkommen wäre eine gleichmacherische Maßnahme – und wie lange würde es wohl dauern, bis dem Grundeinkommen für alle eine Einkommensobergrenze für alle beigestellt würde? Aus „Gründen der Gerechtigkeit“wollte ja schon der österreichische Sozialminister Pensionisten bestrafen, die neben der Alterspension Geld verdienen.
Der Traum von der Selbstverwirklichung ohne Existenzsorgen klingt ein wenig nach dem jungen Karl Marx, der den Idealzustand in einer Gesellschaft sah, in der man je nach Wunsch Fischer oder Jäger, Autor, Tischler oder Philosoph sein konnte – oder auch etwas ganz anderes, man muss ja nicht mehr für die eigene Existenz sorgen.
Ein Grundeinkommen trüge die Tendenz in sich, die Gesellschaft zu spalten zwischen denen, die bekommen, und jenen, die geben. Es würde jeden wirtschaftlichen Anreiz für Fortschritt abschaffen. Das Konzept würde nur funktionieren, wenn es gelänge, das Wesen der Menschen zu selbstlosen, bescheidenen Heiligen zu verändern. Die Idee des „neuen Menschen“hatten schon viele. Das Christentum hat ihn in zweitausend Jahren nicht erschaffen und auch sonst keine Religion. Ganz abgesehen von jenen politischen Bewegungen, die das Paradies auf Erden zu bringen versprachen und doch nichts anderes geschaffen haben als eine furchtbare Hölle.