Der Milchpreisverfall und die EU
Die Entwicklung bestätigt die Befürchtung, dass die Landwirte zu den Hauptleidtragenden eines Wirtschaftskriegs zwischen der EU und Russland zählen werden. Neben dem russischen Importstopp ist die gleichzeitig anberaumte Beendigung der beinahe vierzig Jahre geltenden Milchquotenregelung Hauptursache des Milchpreisverfalls. So macht Brüssel Agrarpolitik, was jedoch keineswegs überrascht, wenn man bedenkt, daß die EU-Machthaber vor allem US-Lobbyisten sind.
Es fallen nicht nur die Preise bei den Milchprodukten, sondern auch etwa jene von Fleisch, Obst und Gemüse. Die EU-Agrarprodukte geraten zunehmend in die Handelsdefensive und sie werden rasch durch Agrarbilligstimporte aus anderen Kontinenten ersetzt. Das Bauernsterben – schöngeredet immer mit ,Strukturwandel‘ – geht jedenfalls weiter.
Da der EU-Agrarministerrat hier wiederum seine Unfähigkeit bewiesen hat, ist eine Neuorientierung zwingend notwendig. Die Brüsseler Agrardevise, dass der Landwirt nur durch Vergrößerung überleben kann, führt ad absurdum.
Daher sollte die Verantwortung für die agrarische Zukunftsausrichtung wieder in die Kompetenz der einzelnen Staaten übertragen werden – in einer Art von Resouveränisierung in Verantwortung für die Lebensmittelproduktion.
Nur so wird es möglich sein, Qualitätsessen auf dem Teller zu haben und unsere Ernährungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten. DI Dr. Jakob Neyer,