Die Bauern und der Staat
Dass Herrn Wilhelmstätter (SN vom 8. Juni 2016, Seite 26) das „garantierte Grundeinkommen“der Bauern im Zusammenhang mit der Milchpreisdiskussion sauer aufstößt, ist verständlich. Selbst eine simple Milchmädchenrechnung wird zum nicht überraschenden Ergebnis kommen, dass die Landwirtschaft in Österreich nicht zu Bedingungen des Weltmarkts produzieren kann (TTIP lässt grüßen). Sie wird auch in Zukunft auf Gedeih und Verderb auf öffentliche Unterstützung angewiesen sein.
Dazu besteht in der heimischen Bevölkerung nach wie vor große Bereitschaft, wenn die Landwirtschaft ökologisch nachhaltig wirtschaftet und die Versorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln und gepflegter Landschaft sicherstellt. Diese Qualität und Sicherheit soll auch einen garantierten Preis haben.
Wenn aber in einzelnen Sektoren sinnlos (mit 30% importiertem Kraftfutter) Überschüsse produziert werden, die am Weltmarkt („Hoffnungsmarkt“China?) nicht mehr kostendeckend entsorgt werden können, dann kippt das Verständnis in weiten Teilen der Bevölkerung.
Die Vertreter der Landwirtschaft wären gut beraten, ebenfalls einen „New Deal“mit den Konsumenten als Steuerzahler zu machen, indem sie diese in ihre Strategie und Planung einbinden. CSA (Community Supported Agriculture) könnte ein solches Modell einer solidarischen Vertragslandwirtschaft auf breiter Basis sein: garantiertes Grundeinkommen für garantierte Grundversorgung (Lebensmittel, Lebensraum). Regional und fair. Mit einem Bioanteil von 50% ist Salzburg auf dem richtigen Weg. Dr. Erik Schmid Fachtierarzt für Tierhaltung und Tierschutz Ein Leserbrief vom 8. Juni veranlasst mich dazu, hier einmal etwas klarzustellen: Lebensmittel kommen nicht vom Supermarkt, sondern müssen von österreichischen Bauern produziert werden, bevor man sie in den Regalen von Billa, Spar und Co. findet.
Für die Produktion von Lebensmitteln ist es für die in besagtem Leserbrief erwähnten Milchbauern zum Beispiel notwendig, dass sie 365 Tage im Jahr ihre Tiere füttern, zwei Mal täglich die Kühe melken und im Sommer, bei bestem Badewetter wohlbemerkt, das Heu für den Winter einbringen. Und das ist mit viel Arbeit und Mühe verbunden, die, wie man unter anderem anhand solcher Leserbriefe feststellen muss, in der Gesellschaft wenig wertgeschätzt wird. Und dann wird kritisiert, dass österreichische Landwirte vom Staat gefördert werden. Ist es nicht vielmehr so, dass der Staat sogar die Pflicht hat, seine Bauern zu unterstützen?
Es ist nicht so, dass die Bauern nicht wirtschaften können und deshalb vom Staat gefördert werden müssen. Man kann zum Teil nicht kostendeckende Preise für Lebensmittel verlangen, weil sie sich jeder leisten können soll. Die Bauern versorgen also zu einem großen Teil die Gesellschaft mit qualitativ hochwertigen Produkten zu einem für die Konsumenten bezahlbaren, aber für die Bauern unwirtschaftlichen Preis! Der Staat muss auf die Bauern schauen, damit es immer genug davon gibt – von den Lebensmitteln, die sich jeder leisten kann und von denen, die sie erzeugen!
Sind wir froh, dass es in Österreich so ist, und versuchen wir doch die Sache einmal aus folgender Sicht zu sehen: Was nützt einem ein Haufen Geld, wenn es keine Lebensmittel gibt, die man damit kaufen könnte? Regina Steger,