Ungarns Hoffnung in ruhende Bälle
Österreichs erster Gegner gibt sich vor dem Auftakt zuversichtlich. Der Plan des Teams von Trainer Bernd Storck: David Alaba ausschalten, hinten dichtmachen und aus Freistößen eiskalt zuschlagen.
Der Weg zur EURO und zum ersten Spiel gegen Österreich führte die ungarische Nationalmannschaft über Kärnten und Salzburg. In Trainingslagern in Bad Kleinkirchheim und Leogang verlieh das deutsche Trainerduo Bernd Storck/Andreas Möller den Magyaren den letzten Schliff.
Hinter verschlossenen Türen in Österreich und nun im Camp in Tourrettes bei Cannes dürfte besonders das Mauern geübt worden sein. Die Magyaren haben ihre Stärken nicht im spielerischen Bereich, sondern im Konter und bei Standardsituationen. Für die ÖFB-Angreifer sieht sich das Team des deutschen Trainers Bernd Storck gerüstet. „Wir haben uns sehr gut und sehr detailliert auf die Österreicher vorbereitet“, erklärte Abwehrchef Richard Guzmics. „Sie haben ein sehr gutes Offensivspiel.“Als gefährlichste Waffen machte der 29-Jährige von Wisła Krakau Marko Arnautovic und Marc Janko aus. „Arnautovic ist sehr gefährlich in allen seinen Aktionen. Und Janko ist üblicherweise der, der die Angriffe abschließt.“
Dazu gelte es ÖFB-Star David Alaba in den Griff zu bekommen, meinte Linksverteidiger Mihály Korhut. „Jedes Team hat seinen Anführer, seinen Schlüsselspieler, jemanden, der Spiele entscheiden kann.“Bei den Österreichern sei dies Alaba. „Wenn wir ihn stoppen können, wäre das sehr wichtig für uns.“ Der Anführer der Ungarn ist neben Gábor Király, dem 40-jährigen Jogginghosenträger im Tor, Balázs Dzsudzsák. Der Kapitän hat bisher 18 Länderspieltore erzielt – und gilt als Freistoßspezialist. „Er hat einen großartigen linken Fuß“, lobte Guzmics den 29-jährigen Flügelspieler vom türkischen Mittelständler Bursaspor. Bei seinem früheren Club Dinamo Moskau hat Dzsudzsák mit Österreichs Mittelfeldspieler Jakob Jantscher zusammengespielt, er war damals um 19 Millionen Euro Ablöse von Anschi Machatschkala erworben worden.
Zudem sind auch die groß gewachsenen Innenverteidiger selbst nach ruhenden Bällen gefährlich. Guzmics: „Wir legen viel Wert darauf. Wir haben auch in unseren zwei Trainingslagern viel Standardsituationen trainiert.“
Als Torfabrik sind die Ungarn allerdings nicht gerade bekannt. In der Quali-Gruppe gelangen in zehn Spielen elf Treffer, in den drei Testspielen dieses Jahres war es gerade einmal einer gegen Kroatien (1:1). Storck hat nicht weniger als fünf Mittelstürmer in seinem EM-Kader – dabei kommt in seinem 4-2-3-1System nur einer zum Einsatz. Der Deutsche dürfte aufgrund dessen internationaler Erfahrung auf Ádám Szalai setzen, obwohl er in der Heimat bereits als „Stürmer, der keine Tore schießt“angezweifelt wird. Der bisher letzte Pflichtspieltreffer gelang dem 28-Jährigen im Dezember 2014. In der vergangenen Saison traf er in der Bundesliga in 16 Einsätzen für Hoffenheim und Absteiger Hannover nie ins Schwarze.
Die Wahrheit wird morgen auf dem Platz liegen. „Wir freuen uns seit einem halben Jahr auf dieses Spiel“, sagt Richard Guzmics. „Wir wissen, dass es vielen unserer Landsleute genauso geht, und wir wollen sie stolz machen.“