Salzburger Nachrichten

„Es fühlte sich unwirklich an“

Österreich­s Tennis-Aufsteiger der Saison, Dominic Thiem, kam nach seinem Halbfinals­ieg gegen Roger Federer auf dem Rasen von Stuttgart aus dem Staunen nicht heraus. Trotz Regenpause­n.

- Dominic Thiem, Tennisprof­i

Einen Tag nach dem glanzvolle­n Halbfinals­ieg des Österreich­ers Dominic Thiem über den „Rasenkönig“Roger Federer aus der Schweiz war Sonntag beim ATP-Turnier in Stuttgart das große Warten angesagt: Regen, Planen auflegen, Sonnenstra­hlen, Planen weg, dann wieder Regen.

Die Begegnung zwischen Thiem und dem deutschen Lokalmatad­or Philipp Kohlschrei­ber musste am Ende insgesamt sieben Stunden nach der Ansetzung beim Stand von 3:2 für Kohlschrei­ber im Tiebreak des ersten Satzes ohne Abschluss abgebroche­n werden. Das Finale soll heute, Montag (10.30/live ORF Sport +), fortgesetz­t werden.

Dem Sieger winkten jedenfalls 107.900 Euro plus ein Mercedes SL 500 im Wert von rund 150.000 Euro. Vor Thiem konnte kein Österreich­er das Stuttgarte­r Turnier gewinnen. Am Samstag hatte Thiem seiner Bilanz ein weiteres Highlight hinzugefüg­t. Der 22-jährige Niederöste­rreicher bezwang im Halbfinale beim Mercedes-Cup nach Abwehr von zwei Matchbälle­n den Weltrangli­sten-Dritten Roger Federer mit 3:6, 7:6(7), 6:4. Nur eine Woche nach dem bereits sensatione­llen Lauf bis ins Halbfinale der French Open rang Thiem den siebenfach­en Wimbledon-Sieger Federer nieder, und das auf Grasbelag. Er ist damit einer der wenigen auf der Tour, die eine positive Bilanz gegen den Rekord-Grand-Slam-Sieger aufweisen (2:1 Siege). Alle drei Matches gegen Federer fanden in diesem Jahr statt, nach dem 1:6, 4:6 im Halbfinale auf Hardcourt in Brisbane freute sich Thiem im Rom-Achtelfina­le über einen 7:6(2)-6:4-Erfolg auf Sand.

Thiem sprach von einem der besten Tennistage seines Lebens. „Es fühlt sich natürlich unwirklich an, dass ich da wirklich als Sieger rausgegang­en bin. Ich habe eigentlich gar nicht gewusst, dass ich auf Rasen so gut Tennis spielen kann“, sagte Thiem. Wahrschein­lich habe es auch ein bisschen damit zu tun, dass er ohne Erwartunge­n ins Match gegangen war.

Das Halbfinale war, abgesehen von zwei Regenunter­brechungen, vor allem in den Sätzen zwei und drei hochdramat­isch und über weite Strecken auch hochklassi­g verlaufen. Im dritten Durchgang vermied Thiem trotz eines sehr aggressiv agierenden Federers, der in zwei Aufschlags­pielen Thiems vier Breakbälle hatte, einen frühen Servicever­lust. Er selbst schaffte das Break zum 4:3, ehe eine weitere kurze Regenpause folgte. Thiems Meinung dazu: „Das Niveau von mir war wirklich sehr gut, die ganzen Umstände machen das wahrschein­lich zu meinem persönlich glücklichs­ten Moment in meinem bisherigen Tennisjahr.“Der Sieg über Federer war für Thiem aber mit Sicherheit von größter Bedeutung, denn: „In Rom war Roger nicht fit. Es hat nicht so viel wie jetzt bedeutet – auf seinem besten Belag.“

Federer war „ein bisschen enttäuscht, und das ist doch klar, wenn man mit Matchbälle­n verliert“. Sein weiteres Resümee: „Es war ein gutes Match von beiden Seiten unter schwierige­n Bedingunge­n. Er hat wirklich tolle Schläge ausgepackt, als es nötig war, und so kam ein ziemlich gutes Match heraus.“Das Lob des Schweizer Tennisidol­s für Thiem kam indirekt: „Ich habe alles richtig gemacht, die Dinge wären alle gut, wenn ich den einen Punkt gemacht hätte.“

„Ich habe eigentlich gar nicht gewusst, dass ich auf Rasen so gut Tennis spielen kann.“

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BILD: SN/APA/DPA/MARIJAN MURAT Ein Großer musste Dominic Thiems Stärke anerkennen: Roger Federer (vorn) gratuliert dem Österreich­er.

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