Er bringt Autos zum Reden
Während viele von selbstfahrenden Autos schwärmen, denkt Thomas Rosenstatter weiter. Seine Arbeit an Fahrzeugen, die untereinander kommunizieren, brachte dem Studenten einen Preis. Daten & Fakten Forschen für flüssigen Straßenverkehr
Bereits heute gibt es Algorithmen, um die beste Strecke zu berechnen. Vorbild für das kooperative Fahren sind kleine Insekten. Ameisen kennen keinen Stau, sie legen ihre Wege zurück, indem sie miteinander kommunizieren.
Forscher behaupten und beweisen mit ihren Methoden immer wieder: Würde man den menschlichen Faktor reduzieren, so könnten bis zu 20 Prozent der Staubildungen durch Überlastung komplett eliminiert werden. Insgesamt nahmen an der „Grand Cooperative Driving Challenge“2016 zehn Teams teil. Fünf davon kamen aus Schweden (darunter ist auch jenes mit dem Salzburger Rosenstatter) und die anderen fünf aus Deutschland, Lettland, Spanien, den Niederlanden und Frankreich. Nähere Informationen zum Preis: PUCH, HALMSTAD. Die Grundkenntnisse eignete sich der 24jährige Oberndorfer Thomas Rosenstatter an der Fachhochschule in Puch an. Die feine Klinge packte er beim Auslandsstudium in Halmstad, Schweden, aus: Der Salzburger gewann in einem international besetzten Team die „Grand Cooperative Driving Challenge“(GCDC) 2016 in den Niederlanden.
Wie es dazu kam? „Für das Master-Studium bin ich nach Schweden gegangen. In der ersten Vorlesung habe ich von dem Wettbewerb erfahren.“Wenig später meldete sich der junge Forscher an. „Da wir an der FH auch managementorientierte Vorlesungen haben und großer Wert auf das ,Wie wird Software entwickelt?‘ gelegt wird, konnte ich mein Wissen bei der Challenge sehr gut anwenden“, erklärt er.
Dann ging es an die Arbeit – mit einem gesponserten Auto. Mit ihrer Software und der Kommunikationsausstattung verwandelte Rosenstatter mit seinen fünf Teammitgliedern aus Schweden, Spanien, Belgien und Bangladesch einen handelsüblichen Volvo S60 in ein selbstfahrendes Auto.
Das Besondere: Der Wagen verfügt über die Fähigkeit, mit anderen Fahrzeugen im Straßenverkehr zu kommunizieren. Die Testfahrten mit dem umgebauten Volvo waren Highlights für das Team. Rosenstatter: „Wir konnten auf der AstaZero-Teststrecke nahe der schwedischen Stadt Borås unser Auto testen.“AstaZero ist die weltweit erste vollständige Testumgebung für zukünftige Straßensicherheit.
Im eigenen Büro haben die sechs Forscher sich die Nächte um die Ohren geschlagen und die Technik verfeinert und angepasst. Pausen habe es nur wenige gegeben, meist wurde dann miteinander ferngesehen.
Als es an den Wettbewerb ging, musste Rosenstatter mit seinen Kollegen zwei Pflichtaufgaben lösen. Zuerst galt es, das Fahrzeug automatisch in einer Kolonne fahren zu lassen. Das Herzstück der Arbeit, das kooperative Fahren, kam zum Einsatz, als ein Fahrstreifen durch eine Baustelle blockiert war und die Autos sich so abstimmen mussten, dass sie sich im Reißverschluss-System einreihten und sicher auf der freien Spur weiterfuhren. Die zweite Aufgabe bestand darin, dass die Autos sich so rücksichtsvoll einer T-Kreuzung näherten, dass ein Lkw, der ebenfalls am Weg war, nicht abbremsen musste. „Das ist sinnvoll, weil Lkw extrem viel Sprit brauchen, wenn sie anfahren“, erklärt Rosenstatter. Dritte Herausforderung: Die Au- tos mussten bei einem angenommenen Unfall zur Seite fahren und eine Rettungsgasse bilden.
Mit dem Trust-System, also dem Vertrauenssystem, welches Rosenstatter programmierte, schaffte er es, dass der Volvo seines Teams zu anderen Autos Vertrauen aufbauen lernte. Das sei wichtig, um die Genauigkeit der Sensoren – Position und Geschwindigkeit – des anderen Fahrzeugs festzustellen.
Die Sieger des Wettbewerbs bekamen als Preis für ihre Leistung Wissen überreicht: „Wir erhalten professionelle Unterstützung für unsere weiteren Forschungen im Wert von 25.000 Euro“, sagt der Salzburger. Was er in der verbleibenden Zeit in Schweden – er kehrt im Sommer zurück nach Österreich – noch tun will? „Meine Master-Arbeit gehört geschrieben.“Thema ist selbstverständlich das kooperative Fahren. „Meiner Meinung nach ist es viel cooler als automatisches Fahren allein!“