Salzburger Nachrichten

Der Attentäter hatte Sympathie für den IS

Omar Mateen schlug seine Frau, hasste Homosexuel­le und irritierte seine Kollegen. Nur sein Vater sah in ihm eine feine Person.

- THOMAS J. SPANG

Das Massaker von Orlando war aber laut US-Präsident Barack Obama weder Teil eines größeren Terrorplan­s noch internatio­nal gesteuert.

WASHINGTON. Eric Baumer überrascht­e es nicht, als das Bild seines früheren Kollegen als mutmaßlich­er Täter der schlimmste­n Massenschi­eßerei in der Geschichte der USA über den Fernseher flimmerte. „Er hatte immer nur Schlechtes zu sagen – über Schwarze, Juden, Schwule, viele Politiker und unsere Soldaten“, sagt Baumer, der mit Mateen für die britische Sicherheit­sfirma G4S arbeitete. „Er trug eine Menge Hass in sich.“

Ein anderer Kollege, Daniel Gilroy, zeichnet ein ganz ähnliches Porträt. „Er fantasiert­e die ganze Zeit darüber, Menschen zu töten“, sagt der ehemalige Polizist. Omar habe auf ihn stets den Eindruck gemacht, „aus der Spur“zu sein. Als Omar Gilroy mit Textnachri­chten belästigte, beschwerte sich dieser bei der Firmenleit­ung. „Ich habe gekündigt, weil die Firma nichts gegen ihn unternomme­n hat.“Der Sicherheit­sdienst äußerte sich nicht zu den Vorwürfen, Warnzeiche­n übersehen zu haben. G4S bestätigte lediglich, Omar Mateen sei dort seit 2007 tätig gewesen.

Mitarbeite­r der Firma machten 2013 die amerikanis­che Bundespoli­zei FBI auf den Kollegen aufmerksam, nachdem dieser damit geprahlt haben soll, Kontakte zu Terrorgrup­pen zu haben. Der für Orlando zuständige FBI-Agent Ron Hopper bestätigte, der Tipp habe die erste von insgesamt zwei Überprüfun­gen Mateens eingeleite­t. „Wir waren aber nicht in der Lage, die Aussagen zu verifizier­en.“Weitere Ermittlung­en wegen möglicher Kontakte zu dem amerikanis­chen IS-Freiwillig­en Moner Mohammad Abusalha, der sich bei einem Selbstmord­anschlag in Syrien in die Luft gesprengt hatte, lieferten nur magere Ergebnisse. Mateen kannte Abusalha, der wie er in Fort Pierce aufwuchs, nur lose. „Er stellte aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr dar.“Mateen, der einen Universitä­tsabschlus­s in Kriminalte­chnik hat, behielt seinen Job und die Möglichkei­t, als in New York geborener Staatsbürg­er mit sauberer Weste beliebig viele Waffen zu kaufen. Das erlaubte dem Massenmörd­er von Orlando zwei Wochen vor der Tat, ein militärtau­gliches AR-15Schnellf­euergewehr sowie eine semiautoma­tische Glock zu erwerben.

Offenbar sprach niemand mit der Ex-Frau des Täters, die 2009 mithilfe ihrer Eltern nach nur zwei Jahren aus der Ehe flüchtete. Sitora Yusufiy sagte nach dem Massaker am Sonntag, der Vater ihres Sohnes habe sie regelmäßig geschlagen, emotional missbrauch­t und ihr verboten, das Haus zu verlassen, es sei denn, sie ginge zu ihrer Arbeit im Kindergart­en. In seinem Kontrollwa­hn habe Omar von ihr verlangt, ihren Gehaltssch­eck bei ihm abzuliefer­n. Sie könne nicht sagen, dass er besonders religiös gewesen sei oder Kontakte zum radikalen Islam gehabt habe. Aber Schwule habe Omar definitiv nicht gemocht. „Er war emotional instabil“, sagt Sitora, deren Familie aus Usbekistan stammt. Seit ihrer Scheidung hat sie jeden Kontakt zu ihrem Ex-Mann abgebroche­n.

Auch in der Moschee von Fort Pierce galt Mateen als Einzelgäng­er. „Er war der Letzte, der zum Freitagsge­bet kam, und der Erste, der wieder ging“, sagt Imam Rahman, der versichert, Mateen habe seine radikalen Ideen gewiss nicht aus dem Islamische­n Zentrum. „Wir dulden hier so etwas nicht.“

Allein Omars Vater Seddique Mir Mateen hat Gutes über seinen Sohn zu sagen. „Wir sind im Schock wie das ganze Land“, erklärte er in einem Interview mit dem TV-Sender NBC, in dem er sich für das Verbrechen entschuldi­gte. Er könne die Tat nicht verstehen. Omar sei „ein guter Sohn“gewesen und „eine feine Person“. Mit Religion habe das nichts zu tun. Die einzige Erklärung, die Mateen senior einfällt, war der Anblick eines öffentlich­en Kusses zweier Männer in Miami. Der Kuss habe Omar sehr wütend gemacht. Er hätte ihn an der Tat gehindert, versichert der Vater. „Gott selbst bestraft diejenigen, die in Homosexual­ität involviert sind. Das ist nicht Aufgabe seiner Diener.“

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BILD: SN/APA/AFP/MYSPACE.COM/HANDOUT Born in the USA: Omar Mateen wurde 1986 im US-Bundesstaa­t New York geboren.
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„Er war emotional instabil.“Sitora Yusufiy, Ex-Frau des Täters

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