Der Attentäter hatte Sympathie für den IS
Omar Mateen schlug seine Frau, hasste Homosexuelle und irritierte seine Kollegen. Nur sein Vater sah in ihm eine feine Person.
Das Massaker von Orlando war aber laut US-Präsident Barack Obama weder Teil eines größeren Terrorplans noch international gesteuert.
WASHINGTON. Eric Baumer überraschte es nicht, als das Bild seines früheren Kollegen als mutmaßlicher Täter der schlimmsten Massenschießerei in der Geschichte der USA über den Fernseher flimmerte. „Er hatte immer nur Schlechtes zu sagen – über Schwarze, Juden, Schwule, viele Politiker und unsere Soldaten“, sagt Baumer, der mit Mateen für die britische Sicherheitsfirma G4S arbeitete. „Er trug eine Menge Hass in sich.“
Ein anderer Kollege, Daniel Gilroy, zeichnet ein ganz ähnliches Porträt. „Er fantasierte die ganze Zeit darüber, Menschen zu töten“, sagt der ehemalige Polizist. Omar habe auf ihn stets den Eindruck gemacht, „aus der Spur“zu sein. Als Omar Gilroy mit Textnachrichten belästigte, beschwerte sich dieser bei der Firmenleitung. „Ich habe gekündigt, weil die Firma nichts gegen ihn unternommen hat.“Der Sicherheitsdienst äußerte sich nicht zu den Vorwürfen, Warnzeichen übersehen zu haben. G4S bestätigte lediglich, Omar Mateen sei dort seit 2007 tätig gewesen.
Mitarbeiter der Firma machten 2013 die amerikanische Bundespolizei FBI auf den Kollegen aufmerksam, nachdem dieser damit geprahlt haben soll, Kontakte zu Terrorgruppen zu haben. Der für Orlando zuständige FBI-Agent Ron Hopper bestätigte, der Tipp habe die erste von insgesamt zwei Überprüfungen Mateens eingeleitet. „Wir waren aber nicht in der Lage, die Aussagen zu verifizieren.“Weitere Ermittlungen wegen möglicher Kontakte zu dem amerikanischen IS-Freiwilligen Moner Mohammad Abusalha, der sich bei einem Selbstmordanschlag in Syrien in die Luft gesprengt hatte, lieferten nur magere Ergebnisse. Mateen kannte Abusalha, der wie er in Fort Pierce aufwuchs, nur lose. „Er stellte aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr dar.“Mateen, der einen Universitätsabschluss in Kriminaltechnik hat, behielt seinen Job und die Möglichkeit, als in New York geborener Staatsbürger mit sauberer Weste beliebig viele Waffen zu kaufen. Das erlaubte dem Massenmörder von Orlando zwei Wochen vor der Tat, ein militärtaugliches AR-15Schnellfeuergewehr sowie eine semiautomatische Glock zu erwerben.
Offenbar sprach niemand mit der Ex-Frau des Täters, die 2009 mithilfe ihrer Eltern nach nur zwei Jahren aus der Ehe flüchtete. Sitora Yusufiy sagte nach dem Massaker am Sonntag, der Vater ihres Sohnes habe sie regelmäßig geschlagen, emotional missbraucht und ihr verboten, das Haus zu verlassen, es sei denn, sie ginge zu ihrer Arbeit im Kindergarten. In seinem Kontrollwahn habe Omar von ihr verlangt, ihren Gehaltsscheck bei ihm abzuliefern. Sie könne nicht sagen, dass er besonders religiös gewesen sei oder Kontakte zum radikalen Islam gehabt habe. Aber Schwule habe Omar definitiv nicht gemocht. „Er war emotional instabil“, sagt Sitora, deren Familie aus Usbekistan stammt. Seit ihrer Scheidung hat sie jeden Kontakt zu ihrem Ex-Mann abgebrochen.
Auch in der Moschee von Fort Pierce galt Mateen als Einzelgänger. „Er war der Letzte, der zum Freitagsgebet kam, und der Erste, der wieder ging“, sagt Imam Rahman, der versichert, Mateen habe seine radikalen Ideen gewiss nicht aus dem Islamischen Zentrum. „Wir dulden hier so etwas nicht.“
Allein Omars Vater Seddique Mir Mateen hat Gutes über seinen Sohn zu sagen. „Wir sind im Schock wie das ganze Land“, erklärte er in einem Interview mit dem TV-Sender NBC, in dem er sich für das Verbrechen entschuldigte. Er könne die Tat nicht verstehen. Omar sei „ein guter Sohn“gewesen und „eine feine Person“. Mit Religion habe das nichts zu tun. Die einzige Erklärung, die Mateen senior einfällt, war der Anblick eines öffentlichen Kusses zweier Männer in Miami. Der Kuss habe Omar sehr wütend gemacht. Er hätte ihn an der Tat gehindert, versichert der Vater. „Gott selbst bestraft diejenigen, die in Homosexualität involviert sind. Das ist nicht Aufgabe seiner Diener.“