Salzburger Nachrichten

Besser nach Brüssel fahren als auf Brüssel schimpfen

Diese Woche tummeln sich ungewöhnli­ch viele österreich­ische Landesund Regionalpo­litiker in Brüssel. Warum eigentlich?

- STEPHANIE.PACK@SALZBURG.COM

Die Landeshaup­tleute Peter Kaiser und Michael Häupl sind diese Woche ebenso in Brüssel anzutreffe­n wie Vertreter von österreich­ischen Landesregi­erungen und Regionen. Was sie mit Brüssel zu tun haben? Eine ganze Menge.

Ein Großteil jener Gesetze, die auf EU-Ebene beschlosse­n werden, hat ganz unmittelba­re Auswirkung­en auf ihr Schalten und Walten. Als Erstes werden meistens die EU-Förderunge­n mit den Regionen in Verbindung gebracht. Dass sich die Länder und Gemeinden mit europäisch­em Recht auseinande­rsetzen müssen, geht aber weit über die Notwendigk­eit hinaus, bei den Förderkrit­erien der Union firm zu sein.

Ob es einen funktionie­renden Lösungsans­atz in der Migrations­krise gibt, spüren in der Praxis die Städte und Gemeinden ganz unmittelba­r. Welche Energiefor­men künftig forciert werden, ist gerade für die Regionen eine nicht unwesentli­che Frage. Direkt betroffen sind die Gemeinden von Regeln zu öffentlich­en Ausschreib­ungen oder der Liberalisi­erung von Dienstleis­tungen – heftige Debatten gab es da zuletzt beim Thema Wasservers­orgung.

Es sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie vielschich­tig der Einfluss ist, den die europäisch­e Politik auf das tägliche Leben in den Regionen nimmt. Entspreche­nd haben die Länder ihre Ohren möglichst dicht an dem, was hier in Brüssel vorgeschla­gen, verhandelt und letztlich beschlosse­n wird.

Permanente­n Draht zu Entscheidu­ngsträgern wie EU-Kommission oder EU-Parlament halten die Länderbüro­s in Brüssel. Das erste war übrigens jenes von Salzburg, das bereits 1992 und damit noch vor dem EU-Beitritt Österreich­s loslegte. Darüber hinaus kommen Lokalpolit­iker nicht selten hierher, um (meistens gleich in einem Reigen von Terminen) für das Land relevante Themen zu besprechen. Bei Salzburg waren das zuletzt vor allem die Flüchtling­skrise und Verkehrspr­ojekte.

Regelmäßig kommen Vertreter der Lokalpolit­ik zudem im Ausschuss der Regionen (AdR) zusammen. Der tagt ab morgen, Mittwoch, wieder in Brüssel und beschäftig­t sich diesmal unter anderem damit, wie Radikalisi­erung in der Bevölkerun­g verhindert werden kann.

Das Land Salzburg ist im AdR durch Alt-Landeshaup­tmann Franz Schausberg­er und Landtagspr­äsidentin Brigitta Pallauf vertreten. Für die Städte und Gemeinden sind es Salzburgs Bürgermeis­ter Heinz Schaden und die Kuchler Vizebürger­meisterin Carmen Kiefer. Insgesamt sitzen zwölf ständige und zwölf stellvertr­etende österreich­ische Mitglieder in dem Gremium. Gibt es in der EU ein Gesetzesvo­rhaben, das die lokale und regionale Ebene betrifft, muss der Ausschuss der Regionen dazu angehört werden. Mitentsche­iden darf er allerdings nicht – leider, wie viele Regionen finden.

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Stephanie Pack

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