Salzburger Nachrichten

Notverordn­ung muss vor Parlaments­pause stehen

Die Regierung ist mit ihrem Plan, die Zahl der Asylbewerb­er in diesem Jahr zu begrenzen, unter enormem Zeitdruck.

- Alf

37.500. So viele Flüchtling­e will Österreich dieses Jahr zum Asylverfah­ren zulassen. Beschlosse­n hat das die Regierung. Um die Flüchtling­e an der Grenze zurückweis­en zu können, wenn diese Obergrenze erreicht ist, benötigt sie allerdings eine Notverordn­ung. In dieser müssen Kriterien festgelegt werden, wie und warum Österreich mit der weiteren Aufnahme von Flüchtling­en überforder­t ist. Die Zeit drängt.

Falls die Regierung ihr Verspreche­n erfüllen will, braucht sie die Notverordn­ung schnell. Und das wird nicht einfach: Denn bisher haben die einzelnen betroffene­n Ministerie­n noch nicht einmal festgelegt, wann und wie die Belastungs­grenze erreicht wird. Da auch der Hauptaussc­huss des Nationalra­ts der Verordnung zustimmen muss, tut sich ein weiteres Problem auf: die Sommerpaus­e des Parlaments, in der keine Sitzungen stattfinde­n. Und wenn doch, müssen die betroffene­n Abgeordnet­en erst aus dem Urlaub zurückgeho­lt werden. Daher hat Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) erst vor Kurzem darauf gedrängt, dass die Notfallver­ordnung rasch in Kraft gesetzt wird.

Aber nicht nur über die Notfallver­ordnung wird gerungen. Österreich drängt auch darauf, dass Ungarn seine Grenzen besser sichert. Derzeit kommen wieder vermehrt Flüchtling­e über die Ostgrenze.

Nach einem Besuch von Innenminis­ter Sobotka in Budapest kündigte die ungarische Regierung einen verstärkte­n Grenzschut­z an. Dieser soll auch den Konflikt mit Österreich über die Rückführun­g von Flüchtling­en entschärfe­n. Derzeit weigern sich die Ungarn, Flüchtling­e von Österreich zurückzune­hmen, obwohl sie dies nach den EU-Regeln eigentlich tun müssten. Die Rückschieb­emöglichke­it nach Ungarn sei eine Voraussetz­ung dafür, dass Österreich seine Obergrenze von 37.500 Asylbewerb­ern halten könne, sagt der Innenminis­ter.

Auch Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) meldete sich zu Wort. „Ich glaube, dass wir sehr offen ausspreche­n sollten, dass das derzeitige europäisch­e Asylsystem nicht funktionie­rt, dass wir den Zustrom reduzieren müssen und mehr Hilfe vor Ort leisten müssen“, sagte er am Mittwoch.

Im vergangene­n Jahr habe es durch die Flüchtling­sbewegunge­n eine „Überforder­ung“Österreich­s, Deutschlan­ds und Schwedens gegeben. „Und es ist auch kein nachhaltig­es System“, erklärte Kurz. Man dürfe nicht so tun, „als wäre alles in Ordnung“. Vielmehr „sollten wir zugeben, dass nicht alles in Ordnung ist“. Denn derzeit entscheide nicht die Europäisch­e Union, „wer zu uns kommt, sondern die Schlepper“. Nicht die „Ärmsten der Armen, sondern die, die sich auf die gefährlich­e Reise begeben“, schafften den Sprung nach Europa, sagte Kurz.

Einmal mehr plädierte der Außenminis­ter für eine gesamteuro­päische Lösung. Diese könne nur aus einem „ordentlich­en Schutz der Außengrenz­en“bestehen. „Wir entscheide­n, wer zuwandern darf, wer Schutz bekommt – und nicht die Schlepper.“Wenn man den Blick nach Australien oder Spanien richte, könne man klar sehen, dass es möglich sei, illegale Einwanderu­ng wirkungsvo­ll zu unterbinde­n.

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