Salzburger Nachrichten

Die AfD wird Heimat der Rechtsextr­emisten Eine Studie zeigt, wie groß die Resonanz auf fremdenfei­ndliche Parolen in Deutschlan­d ist.

- SN, dpa

Es fliegen Steine und Brandsätze auf Asylbewerb­erheime, Ausländer werden angepöbelt und beschimpft, im Internet macht sich Fremdenhas­s breit, selbst ernannte Patrioten marschiere­n durch die Straßen, Rechtspopu­listen feiern Wahlerfolg­e.

Seit dem Beginn der Flüchtling­skrise brodelt es in Deutschlan­d. Wie rechtsextr­em ist die Republik? Und was geht in den Köpfen der Menschen vor? Eine neue Studie liefert beunruhige­nde Antworten.

Forscher der Universitä­t Leipzig gehen seit 2002 der Frage nach, wie weit rechte Einstellun­gen in der Gesellscha­ft verbreitet sind. Alle zwei Jahre machen sie in Kooperatio­n mit politische­n Stiftungen groß angelegte repräsenta­tive Umfragen. Auch in diesem Jahr tourten die Interviewe­r durch deutsche Wohnzimmer. Der Titel der aktuellen Studie: „Die enthemmte Mitte“.

Die Hälfte der Deutschen fühlt sich demnach „durch die vielen Muslime manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“. Gut 41 Prozent meinen, Muslimen sollte die Zuwanderun­g nach Deutschlan­d gleich ganz verboten werden. Fast 60 Prozent der Bürger sind der Ansicht, die meisten Asylbewerb­er hätten in ihrer Heimat nicht wirklich Verfolgung zu befürchten. Und knapp 81 Prozent finden, „bei der Prüfung von Asylanträg­en sollte der Staat nicht großzügig sein“. Etwa die Hälfte der Bevölkerun­g ist der Ansicht, Sinti und Roma sollten aus den Innenstädt­en verbannt werden.

Schwule und Lesben sind ebenfalls Zielscheib­e solcher Abwertunge­n. Rechtsextr­emismus-Experte Timo Reinfrank erklärt, es gehöre zum Modernisie­rungskurs der Rechten, sich wegzubeweg­en vom „verpönten Erbe des Rechtsextr­emismus“(wie der Verherrlic­hung der NS-Zeit) hin zu neuen Mobilisier­ungsparole­n. Das „verpönte Erbe“trifft aber auch immer noch auf Zustimmung von zehn Prozent und mehr in der deutschen Bevölkerun­g. Auch die allgemeine Ausländerf­eindlichke­it, die sich gegen Migranten insgesamt richtet, ist nach wie vor weit verbreitet. Fast 34 Prozent der Deutschen meinen, die Bundesrepu­blik sei „durch die vielen Ausländer in einem gefährlich­en Ausmaß überfremde­t“. Fast 20 Prozent der Befragten erklären, sie seien bereit, sich „mit körperlich­er Gewalt gegen Fremde durchzuset­zen“.

Besonders verbreitet sind Ressentime­nts gegen Asylbewerb­er, Muslime sowie Sinti und Roma bei Anhängern der rechtspopu­listischen Partei Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD). „Die Rechtsextr­emen haben in der AfD eine Heimat gefunden“, heißt es.

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