Salzburger Nachrichten

Brexit, und alles bleibt?

- MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Die Befürworte­r eines Austritts Großbritan­niens aus der EU haben am Mittwoch dargelegt, wie sie sich den Ablauf vorstellen, nämlich: rosig.

Vor 2020 werde einmal ziemlich wenig passieren, meinen die Brexiteers. Bis dahin liefen Verhandlun­gen über das Procedere. Selbstvers­tändlich bleibe das Land weiter im Binnenmark­t. Selbstvers­tändlich würden die EU-Fördergeld­er auch weiter überwiesen. Anderersei­ts falle unverzügli­ch die Kontrolle der Europäisch­en Gerichtsho­fs weg und die Einwanderu­ng werde gestoppt.

Das auf der Homepage der Brexit-Kampagne veröffentl­ichte Dokument ist Wunschdenk­en und Nonsense.

Wie der Austritt über die Bühne geht, bestimmen nicht die Briten, sondern der Vertrag über die Europäisch­e Union, genauer gesagt, der Artikel 50. Demnach muss binnen zwei Jahren ein Abkommen über den Austritt verhandelt sein. Die Leitlinien für die Verhandlun­gen werden unter Ausschluss Londons festgelegt. Kommt es zu keiner Einigung mit Großbritan­nien, ist das Land ohne Abkommen draußen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt alles beim Alten. Undenkbar, dass danach Subvention­en einfach weiterspru­deln oder der Binnenmark­t, hurra, plötzlich nach britischen Vorstellun­gen funktionie­rt.

Was dagegen nicht nur möglich, sondern höchstwahr­scheinlich ist, sagte Finanzmini­ster George Osborne: Bei einem Brexit müssten in London die Ausgaben gesenkt und die Steuern erhöht werden.

Ob das durchdring­t in einem Land, in dem Boulevardm­edien behaupten, Brüssel wolle die geliebten britischen Teekessel verbieten und die Strände stünden vor einer Invasion illegaler Migranten?

Vielleicht doch: Laut jüngsten Umfragen schrumpft der Vorsprung der Brexiteers. Immerhin.

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Martin Stricker

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