Brexit, und alles bleibt?
Die Befürworter eines Austritts Großbritanniens aus der EU haben am Mittwoch dargelegt, wie sie sich den Ablauf vorstellen, nämlich: rosig.
Vor 2020 werde einmal ziemlich wenig passieren, meinen die Brexiteers. Bis dahin liefen Verhandlungen über das Procedere. Selbstverständlich bleibe das Land weiter im Binnenmarkt. Selbstverständlich würden die EU-Fördergelder auch weiter überwiesen. Andererseits falle unverzüglich die Kontrolle der Europäischen Gerichtshofs weg und die Einwanderung werde gestoppt.
Das auf der Homepage der Brexit-Kampagne veröffentlichte Dokument ist Wunschdenken und Nonsense.
Wie der Austritt über die Bühne geht, bestimmen nicht die Briten, sondern der Vertrag über die Europäische Union, genauer gesagt, der Artikel 50. Demnach muss binnen zwei Jahren ein Abkommen über den Austritt verhandelt sein. Die Leitlinien für die Verhandlungen werden unter Ausschluss Londons festgelegt. Kommt es zu keiner Einigung mit Großbritannien, ist das Land ohne Abkommen draußen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt alles beim Alten. Undenkbar, dass danach Subventionen einfach weitersprudeln oder der Binnenmarkt, hurra, plötzlich nach britischen Vorstellungen funktioniert.
Was dagegen nicht nur möglich, sondern höchstwahrscheinlich ist, sagte Finanzminister George Osborne: Bei einem Brexit müssten in London die Ausgaben gesenkt und die Steuern erhöht werden.
Ob das durchdringt in einem Land, in dem Boulevardmedien behaupten, Brüssel wolle die geliebten britischen Teekessel verbieten und die Strände stünden vor einer Invasion illegaler Migranten?
Vielleicht doch: Laut jüngsten Umfragen schrumpft der Vorsprung der Brexiteers. Immerhin.